Zärtlich verträumtes Piano über schwebenden Hintergrundspähren. Gesang harmoniert sehnsüchtig vernuschelt mit den Streichern im Hintergrund. „Mein Horizont“, das erste Stück von „Die Summe der Vereinzelung“, dem zweiten Solo-Album von Sophia Blenda, auch bekannt als Sängerin der österreichischen Post-Punk Band CULK.

Ganz offensichtlich, dass das wieder keine Platte für die gut gelaunte Party wird. „Du greifst nach dem Mut, der dich bald befreit. Ist die Welt für deine Wahrheit bereit… …während die andere Seite blind auf ihre vermeintliche Unschuld verweist“. Mit diesen beklemmenden Worten entlässt uns „Deine Wahrheit“ ausklingend in die Stille.

„Sad Girl Summer“. Elektronische Hintertöne verträumt und kurzfristig fast positiv. Leises Schlagzeug und reduzierte Streicher. „You make them feel how we feel. This is how we feel. This is how we reveal.“ Tiefe kollektive Traurigkeit, gehüllt in wunderschönen, einlullenden Sound.

„Der lange Gegenwind verschwindet, wenn wir uns mit ihm drehen. Eure lautesten Parolen taugen nicht für meine weite Strecke.“ „Frühlingserwachen“, ein Gedicht ohne Krokusse, Tulpen und erste Sonnenstrahlen.  „Ich bin, ich bin, ich bin nicht, wie Du mich willst.“

„Wer du nie warst“ spielt ein subtiles Spiel mit Dynamik. Der Wechsel ins langsam-düstere schmerzt fast genauso körperlich wie der Text. Jegliche Kraft entweicht ins nichts. „When I looked at my body I was afraid of it. My body is empty and my heart is heavy.“

„Ich wurde nie gesehen, aber ich war hier. Wer nicht leben kann muss träumen, wer nicht sprechen kann muss glauben. Dass du mich siehst, dass du mich hörst.“ Die dritte Person als Kollektiv der eigenen Reflektion.

Eine Meisterin der schwermütigen Melancholie. Poetisch dicht, nicht immer leicht zu verstehen, dafür emotional umso zielsicherer. Aus Selbstreflektion heraus ein sicherer Blick für schmerzhafte Einzelerfahrungen.

In der Summe ein trauriges Bild der Gesellschaft. Vor allem auf die Gruppen der Personen, die nicht im Rampenlicht stehen. Starker Feminismus ohne Kampfansage.

Erfolgreich wird Sophia Blenda mit diesen tiefgreifenden Stücken vermutlich nie werden. Der Authentizität wird das sicher guttun.

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Album

Culk – Generation Maximum

Album

Dives – Wanna Take You There

Album

CULK – Zerstreuen Über Euch

Subscribe for notification

Login