Mit der Indie-Subkategorie Shoegaze bestellten Slowdive in den Neunzigern ein Feld, das schon eine Dekade zuvor von den legendären The Jesus And Mary Chain umgeflügt wurde.

Scheinbar auf dem Höhepunkt der Karriere war nach drei Platten Schluss, die Briten schafften ein Comeback, transportierten ihren renovierten Sound weit ins neue Jahrtausend hinein, sorgten dafür, dass sie und ihr Heimat-Genre sich bis heute einer breiten Anhängerschaft erfreuen.

Everything Is Alive“ war zuletzt die Devise und zu dieser proklamierten Lebendigkeit gehören Live-Auftritte. Am gestrigen Dienstag stoppte der Slowdive-Tross im Leipziger Westen und dass ihre Musik nicht nur Bestandsfans in ihren Bann zieht, sondern auch von jüngerem Publikum geschätzt wird, ließ sich beim Blick in den ausverkauften Felsenkeller ablesen.

Mit „Avalyn“ begann eine Show, die sich wie ein Fluchtpunkt inmitten der sich jagenden globalen Krisen anhörte, sich im Inneren einer schwelgerischen Klangblase die Gegenwart für gut 90 Minuten ausblenden ließ.

Der flotte Elektro-Song „Shanty“ von der aktuellen Ausgabe, die Power vom rauschhaften „Star Roving“ vom Reunionalbum und das Frühwerk „Catch The Breeze“ leisteten dafür zu Beginn wesentlichen Vorschub.

Die Stimmen von Rachel Goswell und Neil Halstead gingen im großen Ganzen auf, Nick Chaplins Bass befand sich auf – auch von Simon Gallups bevorzugter – Knie-Arbeitshöhe, gebremste Diesseitigkeit und Reverb-Orgien fusionierten in explosionsartigen Klangkaskaden.

In der passenden Lautstärke verstärkte sich die Intensität der Stücke, Licht und Visuals taten das ihrige, um den Abend in einen Schwebezustand zu versetzen, den Slowdive auch nicht durch übermäßige Konversation mit dem Auditorium unterbrachen – mehr als knappe Dankesworte gab es nicht.

Es wurde ein Best-Of gespielt, auf der vom Saal dankend angenommen Setlist standen mit „Kisses“ und „Slomo“ Nummern jüngeren Datums neben den gefeierten Evergreens „Alison“, „When The Sun Hits“, „Machine Gun“ und „Dagger“ vom 1994er Meilenstein „Souvlaki“.

Der Auftritt von Slowdive wird, wie ihre Instrumente, beim in die Realität entlassenen Publikum lange nachhallen. Mindestens „40 Days“.

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