Es gibt Bands, die sich immer wieder neu erfinden, ohne ihre Identität zu verlieren – The Horrors gehören definitiv dazu. Von der ungestümen Post-Punk-Platte „Strange House“ (2007) über die psychedelischen Klangwelten von „Primary Colours“ (2009) bis hin zur atmosphärischen Alt-Rock-Kälte von „V“ (2017) hat die britische Band sich stetig weiterentwickelt.

Ihr neues Album „Night Life“ setzt diese Reise fort und verbindet Gothic, Synth-Wave und Shoegaze zu einem düsteren, hypnotischen Soundtrip.

Gleich mit dem Opener „Ariel“ setzen The Horrors ein markantes Statement. Schimmernde Synthesizer versprühen 80er-Vibes, irgendwo zwischen Bowie und düsteren Soundtracks vergangener Horrorfilme.

Doch hinter der glitzernden Fassade lauert eine unterschwellige Spannung, verstärkt durch Faris Badwans halb gehauchte, halb verführerische Vocals. Schnell wird klar: „Night Life“ fühlt sich an wie ein nächtlicher Roadtrip durch eine neonbeleuchtete, gespenstische Stadt.

Das Album bleibt durchweg vielseitig. „The Feeling Is Gone“ taucht mit dunklen Darkwave-Elementen tief in post-trennungsbedingte Melancholie ein, während „Lotus Eater“ mit seinen pulsierenden Rhythmen an dystopische Kraftwerk-Ästhetik erinnert.

Eine besondere Überraschung ist Amelia Kidd (The Ninth Wave), die als Gast ihre Coldwave-Einflüsse hörbar einbringt – besonders in „Silent Sister“, einem brodelnden Industrial-Rock-Monster, das die rohe Energie der frühen Horrors wieder aufleben lässt.

Nicht jeder Song zündet jedoch gleichermaßen. „LA Runaway“ etwa wirkt mit seinem glatten Sound fast zu geschliffen, fast zu gezähmt – und lässt so ein wenig den rauen Charme der Band vermissen.

Trotzdem bleibt „Night Life“ in seiner Gesamtheit faszinierend. Gerade der mutige Spagat zwischen Endzeit-Synths, Shoegaze-Opulenz und harschem Industrial-Rock macht das Album zu einer der spannendsten Veröffentlichungen der Band.

Mit „Night Life“ beweisen The Horrors einmal mehr ihre Wandlungsfähigkeit und ihren Drang, musikalisches Neuland zu betreten. Ein Soundtrack für die Nacht – irgendwo zwischen Euphorie und Untergang, zwischen hypnotischem Sog und bedrohlicher Dunkelheit.

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