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The Wombats – Oh! The Ocean

„Oh! The Ocean.“ Mit jenem einfachen Ausruf dokumentiert Matthew „Murph“ Murphy, Frontmann von The Wombats, eine Erkenntnis, die ihn während eines Familienurlaubs am Meer ereilte: Es gibt auch ein Leben außerhalb des eigenen Kopfes.

Wie schon auf dem 2022 veröffentlichten Vorgänger „Fix Yourself, Not The World“ geht es auch auf „Oh“ The Ocean“ um das Verhältnis eines reparaturbedürftigen Subjekts zur Außenwelt. Wie gewohnt nicht ohne eine ordentliche Prise Selbstironie.

Das Eröffnungsstück „Sorry I’m Late, I Didn’t Want To Come“ lässt sogleich die Stoßrichtung des Albums erkennen. In kunstfertiger Lakonie wird das Mindset eines an sich selbst zweifelnden Soziopathen dargestellt, der erkennen muss, nicht der Mittelpunkt der Welt zu sein.

Musikalisch erwidert werden Murphys Lyrics von seinen beiden Bandkollegen mit jeder Menge Freude am ironischen Spiel. So trommelt Dan Haggis in vollendeter Lässigkeit, während Tord Knudsen das wiederholte Zupfen eines einzelnen Tones auf seinem Bass zelebriert.

Dass die drei Indierocker, die Anfang der Nullerjahre in Liverpool The Wombats gründeten, seit einigen Jahren an verschiedenen Orten leben (Kalifornien, Norwegen, London), ändert nichts daran: Der groovige Wombats-Sound bleibt unverkennbar.

So auch auf dem zweiten Stück der Platte „Can’t Say No“. Dieses startet einen erneuten Versuch, dem hilflosen Ich einen sinnstiftenden Zugang zur Welt zu verschaffen. „Every bad idea just feels exactly like a great idea”, ist dabei die verhängnisvolle Devise.

Begleitet von treibenden Beats taumelt der Ich-Erzähler von einer Eskapade zur nächsten, um sich seinen Problemen nicht stellen zu müssen. Die auf dem Longplayer omnipräsente Lücke muss – wie auch immer – gefüllt werden. „And we don’t care if its trash that fills the void.”

Lücken im Gefüge des fünften Studioalbums der Wombats sind hingegen kaum auszumachen. Aus 50 Stücken, die im Sommer 2024 zusammen mit Produzent John Congleton in Los Angeles entstanden, wurde ein Destillat aus 12 dichten Songs gewonnen.

Hervorzuheben sind dabei neben den beiden Anfangsstücken, das so spacige wie tanzbare „Gut Punch“, das flirrende, hintersinnige „Kate Moss“ sowie der melancholisch-melodiöse Closer „Lobster“, der schließlich in sphärischen Klängen verglimmt.

„Oh! The Ocean“ stellt sich als ein schwungvolles Ganzes dar – mit einer Vielzahl bühnentauglicher Einzelteile. Spätestens auf der Bühne werden auch die drei Liverpooler nicht umhin können, dem wilden Leben außerhalb des eigenen Kopfes zu begegnen.

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