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Skeleten – Mentalized

Mit „Mentalized“ meldet sich Russell Fitzgibbon alias Skeleten zurück – diesmal mit einer dunkleren Note. War seine 2023er Debütplatte „Under Utopia“ noch von fast naiver Hoffnung durchzogen, taucht er auf Album Nummer zwei in die Schattenseiten des Daseins ein.

Wenn unsere Umwelt allgegenwärtig auf uns einwirkt, beginnen unsere Gedanken, ein Eigenleben zu entwickeln, während das Äußere unser Inneres prägt. Genau mit diesem Wechselspiel setzt sich der im australischen Sydney ansässige Produzent und Sänger auseinander, der zudem Mitglied des Elektro-Duos Fishing ist.

Trotz dieser Schwere bleibt der Sound unverkennbar Skeleten: ein dicht gewobenes Netz aus schwelgerischem Synth-Pop, Trip-Hop und Deep House – immer wieder aufgebrochen durch Indie- und sogar Nu-Metal-Anleihen.

Vor allem Letztere bringen eine neue Härte ins Spiel: Verzerrte Gitarren, Turntable-Scratches und industrielle Texturen sorgen für Reibung, während Fitzgibbons verträumter Gesang den Sound schwebend hält. Das Ergebnis ist eine faszinierende Balance zwischen hypnotischer Klangwelt und aufrüttelnder Realität.

Schon der Opener „These People“ tastet sich mit melodischen Gitarrenlinien vorsichtig voran, bevor „Body’s Chorus“ mit stakkatohaften Riffs die Zuhörer*innen abrupt in eine neue Dimension katapultiert.

Ein echtes Highlight ist die Single „Love Enemy“ – ein Track, der mit Trip-Hop-Groove und subtilen Gitarren eine leise, aber fesselnde Spannung aufbaut.

Die emotionale Wucht des Albums kulminiert in „Raw“: Fitzgibbon offenbart sich hier nicht nur musikalisch mit einer ausdrucksstärkeren Gesangslinie, sondern auch textlich – selbst wenn der treibende Charakter der Instrumentation dies zunächst nicht vermuten lässt.

Etwas poppiger wird es auf „Ravers Dream“, wo roboterartige Soundeffekte und New-Wave-Vibes zum Tanzen einladen.

Was „Mentalized“ so spannend macht, ist genau diese Gratwanderung zwischen introspektiver Tiefe und clubtauglicher Ästhetik. Skeleten spielt mit Erwartungen, lässt seine Tracks sanft dahinfließen – nur, um sie dann mit Verzerrungen, Rauschen und mechanischen Sounds aufzubrechen.

Ein Album, das man nicht einfach nebenbei hört, sondern durchdringen und erleben muss. Und genau deshalb lohnt sich jeder einzelne Durchgang.

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