Es war einmal ein Ohrwurm. Er kam aus Deutschland und machte sinfonischen Deutsch-Pop. Sein Name war Provinz. Auf ihrem dritten Studioalbum „Pazifik“ dreht die Band aus Oberschwaben die Lautstärke auf Gefühl.

Das letzte Album „Zorn Und Liebe“ klang noch wie Imagine Dragons. Es dominierten verspielte Tempowechsel. Gitarrenriffs untermalten den Chorus und erinnerten an Bands wie Sportfreunde Stiller.

Manische Wut und tiefe Zuneigung hielten sich auf „Zorn Und Liebe“ die Waage. Auf dem neuen Album „Pazifik“ explodiert die Liebe im Feuerbad der Realität. Und gebärt ein Universum aus melancholischem Schmerz.

Die Songs auf „Pazifik“ klingen wie ein klassisches Konzert. Es dominieren ins Unendliche gezogene Streicher. Synths untermalen den Herzschlag einer neuen Intensität.

Und über allem thront die Stimme von Frontsänger Vincent Waizenegger. Sie klingt zuweilen wie die Gloriolen von Muse’s Matt Bellamy oder Radiohead’s Thom Yorke. Wie ein Lobgesang auf die Freuden des Herzschmerzes. Die Hände gefaltet zum Gebet. Das Gesicht überströmt von Tränen. Die Augen fanatisch gerichtet auf die Madonna der schmerzhaften Liebe.

Provinz machen Deutsch-Pop zum Mitsingen. Die Songs gehen ins Ohr. Sie klopfen ans Tor und verlangen nach Einlass. Man öffnet ihnen gerne und bereitet ihnen eine Nachtstatt im Bett der eigenen Gefühle.

Sie singen von Liebe. Vor allem von Liebe. Liebe zu dir. Liebe zu mir. Sie singen von der ewigen Liebe. Die uns gestern Nacht wie ein unzerstörbarer Panzer vor den Gräueln der Welt schützte. Nur um sich heute im Nebel des Lebens zu zerstreuen wie ein Vogelschwarm auf der Reise in den Süden.

Die Musik auf „Pazifik“ ist fokussierter und weniger verspielt als auf „Zorn Und Liebe“. Sie klingt geradlinig. Sie klingt ruhig und melancholisch.

Der sinfonische Deutsch-Pop dieser Ohrwurm-Band möchte gehört werden. Am besten auf voller Lautstärke! Man verpasst sonst die leisen Zwischentöne. Die Nuancen und Facetten. Und schläft heute Nacht wieder allein.

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