Hachiku, der zweite Akt: „The Joys Of Being Pure At Heart“ versprüht genau die optimistische Community-Facette, die der Titel hoffen lässt. Auf dem Queer-Label Milk! Records findet die deutsche Musikerin Anika Ostendorf in ihrer Wahlheimat Australien das perfekte Zuhause für persönliche und künstlerische Weiterentwicklung.
In heutigen Zeiten sind Songtitel wie „Keep On Swimming“ oder „Tell Your Friends You Love Them“ für viele mehr als Plattitüden, sondern kämpferische Hymnen. Zumindest, wenn diese mit einer gewissen Weitsicht getextet und in Szene gesetzt werden.
Hachiku schafft genau das, indem dieses Album sphärische Schichten aufeinander stapelt, in denen es sich (nicht nur) Queers wohlig warm machen können.
Immer wieder gibt das Album dabei kleine Flashbacks an Lordes „Solar Power„, der Hang zu mehr sanftem Bombast ist aber zwischen den Zeilen angelegt.
Teils pulsieren dafür vollmundige 90er Beats unter der seichten Schicht („Tell Your Friends You Love Them“), regelmäßig dürfen breitflächige Streicher den Takt angeben („Do You Like What You See In Me“).
Schön ist das in jeder Sekunde, der Hang zu einem hochwertigen Sound gehört zur DNA von Hachiku, wo Ostendorf auch selbst als Produzentin tätig ist.
Von kleinen Harfen-Melodien der US-amerikanischen Harfenistin Mary Lattimore („Keep On Swimming“) über die bedächtigen Weiten des soundtrack-würdigen „What Rhymes With Serendipity“ findet das Album immer wieder einen Spot für hochwertige Klänge und kleine Finten.
Insgesamt lässt sich Hachiku durch nichts aus der Ruhe bringen und hat mit „The Joys Of Being Pure At Heart“ ein nahezu altersweises Werk veröffentlicht. Diese grundlegende Sanftmut in Kombination mit dem allumfassenden Community-Gedanken kreiert einen wunderschönen safe space.
Ein wenig mehr Hit-Appeal hätte es natürlich schon sein dürfen – „Fun For Everyone“ karrt recht unerwartet Indie-Rock-Gitarren in die Szenerie und macht das Ganze plötzlich tanzbar.
Fürs Träumen zu Zeilen wie „I’d like to think we were born to be kind“ („Room For Everybody“) ist „The Joys Of Being Pure At Heart“ aber auch ohne unbedingten Fokus auf Einzelsongs eine wahre Wohltat.