Mutmaßlich berichtete „Fred vom Jupiter“ schon vor 45 Jahren auf seinem Heimatplaneten, dass ein gewisser Andreas von der Erde mit gängigen Melodien und eigenwilligem Humor seinesgleichen bestens unterhält. Seit seinem Debütalbum „Blumen und Narzissen“ 1981 bis zur jetzigen, mittlerweile 13. Ausgabe „Wien“, bleibt Andreas Dorau mit fein austarierten, musikalischen Variationen zwischen Disco, House-Beats und Pop von „Stoned Faces Don`t Lie“ bis „Girls In Love“ präsent.
Während der Arbeit mit Freunden an einem Stadtplan Lübecks entdeckt Dorau dato, dass er noch einen Koffer in Wien stehen hat, komponierte abseits von Stephansdom und Hofburg einen Tour-Guide für eine Stadt, die nicht nur ihren Ziehsohn Falco, sondern mit ihrem morbiden Charme Künstler von Ultravox bis Nationalgalerie zu Songs inspirierte.
„Ich kratze an der Oberfläche, es war nicht mein Anliegen, den Leuten Wien zu erklären.“ erklärt der Hanseat zu seinem Werk und leuchtet die Szenerie zu Beginn mit „45 Lux“ aus.
Er gibt dann mit „431 42“ vorsorglich eine Notfallnummer an die Hand, denn – vergleiche Reinhardt Fendrichs „Haben Sie Wien Schon Bei Nacht Gesehen“ – man weiß ja nie, was in funzeligen Gassen und auf Stiegen so lauert.
So wie diese Nummer aus den Synthies perlt, hat der 61-Jährige mit viel Liebe zum Detail weitere Kleinodien arrangiert, in deren Arrangements einige Überraschungen versteckt sind und bei deren Produktion u.a. Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen und Locas In Love mithalfen.
Die dazugehörigen Texten unterhalten mit ureigenen Wortwitz, bei dem zumeist gilt: „Schon im Voraus weißt Du dann, wie der Reim nur kommen kann“.
Die Harmonien von „Vienna Sur Mer“ breiten sich wie blumiges Sommerbukett aus, gibt es einen leicht souligen Blick „Hinter Jalousien“, spielt der Schwung des Prater-Riesenrads „Runde Um Runde“ mit der Höhenangst des Protagonisten, wird das Phänomen „Ich Kann Nicht Schlafen“ im ungewohnten, urbanen Umfeld besungen, mit dem der Elektro-Stampfer „Tourist“ Lonely-Planet-Klischees bedient.
„Irgendwie werde ich Wien nicht habhaft“ sagt Andreas Dorau, sein Blick auf die Donaumetropole ist trotz dessen so außergewöhnlich wie „Wolfgang Von Kempelens Sprechmaschine“.