Mogwai haben mit „The Bad Fire“ ein für ihre Verhältnisse leichtes Album gemacht, das erst mit der Zeit heranreift und in die Tiefe wächst.

Die um Albernheiten nicht gerade verlegenen Lieblings-Schotten des Postrocks machen abseits der Bühne aus ihrem inhärenten Klamauk keinen Hehl – in ihrer Kunst aber sehr wohl einen großen Bogen darum. Eine Dissonanz, die diese Band nicht nur aushält, sondern besonders macht.

Ihre mäandernden Postrock-Landschaften wirken schließlich nicht nur aus der Vogelperspektive – von manch albernem Songtitel einmal abgesehen – nie wohlfeil, sondern vielmehr ernsthaft, gedankenvoll, manchmal gar bekümmert.

Insofern ist der mit Synthesizer betankte Vocalsong „God Gets You Back“ zum Auftakt eine kleine Überraschung. Es ist nicht so, dass ihnen solche Songs nicht schon passiert wären. Das Stück macht nur zu Beginn deutlich: Ein neues „Hardcore Will Neve Die, But You Will” ist nicht zu erwarten.

Auf „The Bad Fire“ legen sie ihr Prinzip ernsthafter Musik von unernsten Menschen zwar nicht ab, sie begegnen dem satire-gleichen Irrsinn in der Welt aber beinahe mit einer gefälligen Gelassenheit.

„Hi Chaos“ scheint an zweiter Stelle gleichermaßen gen Osten wie Westen zu grüßen – dann auch wieder mit schrillen Gitarren.

Mit „Fanzine Made Of Flesh“ schieben Mogwai, ob augenzwinkernd gemeint oder nicht, direkt eines ihrer besten Stücke mit Gesang hinterher, welches sich dann auch der Postrock-Zuschreibungen beinahe komplett entledigt. So lässig verspielt und geradlinig sind die Glasgower selten zu hören.

Dafür nimmt sich das darauffolgende „Pale Vegan Hip Pain“ mit seinen massage-gleichen Gitarrentönen dem Ursprung an und beruhigt in sanften Wogen das zur Instrumentalmusik neigende Gemüt. Spätestens hier wird deutlich, dass „The Bad Fire“ ein Sammelsurium ihrer Möglichkeiten darstellt, ein Best-Of der verschiedenen Mogwai-Universen.

Dass es trotzdem länger dauert, bis man mit diesem Album warm wird, könnte der Band am Ende nur recht sein. Dann hätte sie abseits der Kunst wieder gut lachen, wenn erst in ein paar Monaten oder gar Jahren vom Glanz dieses Albums geschrieben wird.

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