Last Train versuchen mit ihrem dritten Studioalbum die musikalische Landkarte Frankreichs neu abzustecken.

Das Land der Austern und Baguettes, der Spritzweine und Käsespezialitäten, es steht popkulturell für feinsinnigen French House, Elektro der Extraklasse und perfekt konzipierten Indie-Pop. Für schwebenden Metal, Chansons und sexualisierte Sinnlichkeit.

Zwischen Serge Gainsbourg und Daft Punk fehlt bisher aber eine Band, die im Alternative-Rock glänzt. Last Train bewerben sich um diese Position – die Anstellung bleibt allerdings ungewiss.

Denn die vierköpfige Band aus Lyon will Verschiedenes der Reihe nach, und davon möglichst viel. Postrock, Alternative, Grunge und Akustik-Pop versammeln sich auf „III“ zum Ringelpiez mit Rhythmusschwankungen.

Das klingt über Kopfhörer reißbrettartiger, als es sich liest. Wenn sie bevorzugt zwischen glatten Oberflächen und breitbeiniger Kratzbürstigkeit changieren, entsteht der Eindruck, dass sie Letzteres nicht tun, weil sie gar nicht anders können, sondern, weil man das so macht.

Last Train scheinen dabei nicht nur mit dem programmatisch bei Biffy Clyro abkupfernden „The Plan“ einer zu Papier gebrachten Anleitung zu folgen wie der Bauleiter der Bauzeichnung. Was fehlt sind Intuition und Gefühle – oder einfach ein Stück, das durchläuft.

Über das könnerische Handwerk zwischen Biffy Clyro und Placebo zu verfügen, bleibt leider nur die halbe Miete, wenn man nicht auch deren Emotionalität hinbekommt. Obendrein wirken die Melodien zu flach und die Dynamik inkonsequent.

Während der Gesang in einer dick produzierten Hymne wie „One By One“ nach Simon Neil klingt, fällt die getragen startende Pianoballde „How Does It Feel“ mit Falsett-Gesang in einer ganz anderen Richtung aus dem Rahmen.

Und so behäbig sich der Schlussong „I Hate You“ in seine Klimax schleppt, so trocken hat es mit „Home“ bereits angefangen. Da schaut man lieber wieder bei Alcest und Phoenix vorbei.

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