Schon als Teenager wurden Rebecca und Megan Lovell von Larkin Poe preisgekrönt. So nahm Rebecca anno 2006 die Gewinner-Trophäe als beste Mandoline-Spielerin im Wettbewerb eines riesigen US-Festivals entgegen, als erste weibliche Preisträgerin nach Jahrzehnten. Im letzten Jahr räumten Larkin Poe erstmals einen Grammy ab.
Das Jahr 2025 starten die Schwestern mit ihrem Album „Bloom“ auf dem bisherigen Maximal-Punkt an Interesse, das man den beiden bisher international entgegen brachte.
Sie bringen hervorragende handwerkliche Grundlagen mit, die wiederum auf gutes Lied-Material, Adressatenbezug, ausdrucksreiche Stimmen, fotogenes Auftreten, ein Talent für Interviews, stilistische Offenheit und künstlerische Unabhängigkeit treffen – ein Gesamtpaket, das keine Fragen offen lässt.
Die erwähnte Mandoline ist nur eines der zahlreichen Instrumente, das Rebecca spielt. Seit ihrer Kindheit beherrscht sie auch Klavier und Geige, und sie ist bei Larkin Poe die Rhythmus- und (im Studio) auch Bass-Gitarristin, kann mit und ohne Verstärker wirkungs- und stimmungsvoll spielen. Gelegentlich zupft sie das Banjo, sie orchestriert die Lieder, und sie weiß bei Bedarf auch, wie man eine Drum-Machine programmiert. Wer so viel kann, ist natürlich angenehm unabhängig. Lediglich für die vielfach vertretene Orgel braucht es Verstärkung.
Als Toningenieur und Produzent agiert praktischer Weise Rebeccas Ehemann, für Background Vocals können die Geschwister ihre Mama fragen. Mit Tricki-Woo betreiben die Lovells zudem ihr eigenes Label.
Megan als Lead-Gitarristin spielt eine selbst konstruierte Lap-Steel und auch Resonator-Gitarren, die dem Ganzen einen roots-lastigen, blues-getränkten Anstrich verleihen. Dabei agieren die mit Edgar Allan Poe über acht Ecken verwandten Larkin Poe alles andere als Blues, auch wenn sie in dieser Kategorie ihren Grammy ergatterten.
Viel mehr offerieren sie eine Palette von allem, was man gemeinhin unter Americana zählen würde. Folk-Rock kantiger Prägung zählt dazu, wie er zum Beispiel im wunderschönen „Bluephoria“ aufblüht.
Punktuell flechten Larkin Poe Brücken zum Wüsten-Rock ein, wie in „Pearls“, einem an Jimi Hendrix‘ Gitarren-Duktus angelehnten Wechselspiel aus reduzierten, trockenen, psychedelischen und andererseits explosiven Momenten. Dort in „Pearls“, aber auch noch öfter auf der Platte, taucht sauber schillernder Glam-Hard-Rock auf, der die Americana-Spielwiese verlässt.
Southern-Rock gemäß ihrer Herkunft, aufgewachsen auf dem Land in Georgia, erfüllt jede Larkin-Poe-Platte irgendwann an einzelnen Stellen, hier beispielsweise in „Nowhere Fast“. „Georgia does it the best“, teilen sie mit, „me and my people, we come from the country.“
Soul-angereicherte Wohlfühl-Musik für die Landstraße bei Nacht komplettiert das Bild in „Easy Love, Part 2“. Wenn es, wie dort der Fall, mal wenig Text gibt, dann zählt umso mehr die Atmosphäre, die aus dem harten Spiel der Instrumente entsteht.
Nicht nur hart und meistens schnell ist das Album „Bloom“, sondern auch warm, bisweilen glühend heiß, so wie sich „You Are The River“ anfühlt. Dafür bremsen Larkin Poe hier das Tempo und lassen Raum für die einzige echte Ballade der Platte.
Ein weiteres Merkmal ist das Traumversunkene, das mit dem Schwitzigen des Mississippi einher geht. Die Lieder saugen dessen dunsttriefende Schwüle auf und machen auch die zarten Momente schwer, schleppend.
Gerne brechen die Lovells den Flow ihrer Harmonien auf und lenken die Aufmerksamkeit der Ohren auf die Verstärker und auf wuchtige Verzerr-Effekte als Highlights.