Ela Minus zeigt mit ihrem zweiten Album „Dìa“, wie generisch und handfest elektronische Musik gestrickt sein kann, wenn sie auch abseits des Bildschirms entsteht.

Der musikalische Werdegang der kolumbianischen Musikerin ist beachtlich, mindestens aber bemerkenswert. In ihrer Heimatstadt Bogotá in Kolumbien spielte sie bereits im zarten Alter von 12 Jahren in einer Hardcoreband, volle 10 Jahre lang.

Der Geist des Punks, der sich in jener Zeit manifestiert, hinterlässt bleibenden Eindruck. Heute lässt sich dieser Spirit noch nachfühlen, wenn er in einem funkelnden Anflug von Revolution sattelt, etwa in den Tracks „Idols“ oder „QQQQ“, die beide den Club mit Neon-Punk überschreiben.

Nach ihrer Hardcorephase verschlug es Ela nach Boston ans Berklee College of Music, wo sie ein  Doppelstudium in Jazz-Schlagzeug und Synthesizer-Design absolvierte. Hier entstand eine Begeisterung für analoge Synthesizer, die sie seit ihrem Debüt 2020 nicht nur live, sondern auch im Studio den digitalen Programming-Tools bevorzugt.

„Dìa“ zählt nicht zu diesem Hochglanz-Elektro, der sich im Rahmen seiner Möglichkeiten überfrachtet. Das Album wirkt an manchen Stellen gar puristisch.

Ela Minus reicht auch mal ein einzelner Synthesizer-Sound und ihre nebelschwadige Stimme. Es darf auch mal ein paar Minuten dauern, bis der Beat dropt. In einem Track wie „IDK“ hängt er konstant in der Luft und fällt doch nie zu Boden.

Elektronische Musik als echte Handarbeit genießt zwar keinen Exklusivitätsstatus, bleibt aber doch häufig die Ausnahme. An den greifbaren Reglern analoger Synthesizer entsteht bei Ela Minus eine klare Verbindung zwischen DIY-Ethos und Clubkultur.

Ihre Tracks speisen sich aus zugänglichem Pop und experimenteller Souveränität, sind dabei jederzeit mehr als der austauschbare Hintergrundgroove. Dafür sind sie einerseits nicht homogen genug und andererseits will der Gesang gehört werden. Er gibt den Punk rein, der von der Straße in den Club und zurück getragen werden will.

Elas Debütalbum hieß „Acts Of Rebellion“. Ein Titel, der ihrem Zweitwerk noch besser stehen würde.

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