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DITZ – Never Exhale

Luft anhalten, nicht ausatmen! Nicht schlau beim Verdauen vom zweiten Album von DITZ – „Never Exhale.“ Atemlos macht es aber auf alle Fälle.

Noisig industriell stimmt „V70“ über zwei Minuten lange ein, bevor es mit „Taxi Man“ losgeht. Post-Punk in bester DITZ-Manier, treibende Riffs vor rollenden Drums bereiten den Moshpit vor.

Cal Francis springt zwischen klassischem Gesang und gedankenverlorenen Selbstgesprächen. Tief blubbernd nehmen sie Tempo raus und Spannung rein, bevor es wieder weitergeht und sie langsam anfangen ihre Noise-Komponente fast zärtlich einzuweben.

Fließender Übergang ins „Space/Smile“, es wird knackiger, bevor die Fünf aus Brighton mit „Senor Siniestro“ ihre andere Seite zeigen. Vorgetäuschte Ruhe mit angezogener Handbremse vor latent hibbeligem Hintergrund.

„I feel like Death. I wonder if he feels like me too…feels like a dog in a car in summer…Let me out. Let me out.” Mit lakonischer abgeklärter Stimme erzeugt Cal Francis die Stimmung, die ihre Konzerte so intensiv machen, bevor der Moshpit zur Hälfte des Stücks explodiert.

„Four“ rumpelt konsequent post-punkig weiter, bevor das Quintett mit „God On A Speed Dial“ wieder zeigt, dass sie übliches Handwerkszeug intelligent abwechslungsreich einzusetzen wissen und trotzdem auch noch eine Lage Noise-Rock zur Steigerung draufsetzen können.

Man fühlt den Stücken an, dass sie nicht im Studio geschrieben wurden. DITZ-Tracks entstehen und verändern sich sukzessive auf der Bühne, bevor sie irgendwann reif für die Aufnahme sind.

„Smells Like Something Died In Here“ ist definitiv ein Highlight des Albums. Klaustrophobisch beklemmend. Auch, wenn Cal das Schreien anfängt und der Sound dichter wird – sie halten die Spannung bis zum Ende durch. Ohne erleichternde Entladung bis zum schwarzen Loch am Ende.

„18 Wheeler“ tickert in minimalistischer Lo-Fi Manier nach vorne bis in die Eskalation.

„The Body As A Structure“ nimmt ein ähnlich reduziertes Motiv auf, bleibt der Reduktion etwas durchgängiger treu.

„Britney“ beendet die Scheibe mit 7,5 Minuten als komplexe Geschichte mit mehreren Kapiteln. Musikalisch etwas weiter entfernt von den anderen Stücken. Teilweise schauen fast klassische Rock-Motive aus dem Hintergrund hervor.

Musikalisch ist „Never Exhale“ eine deutliche Weiterentwicklung seit dem großartigen Debütalbum „The Great Regression“ vor zwei Jahren. Irgendwie schon das Gleiche, aber ausgereifter und komplexer umgesetzt. Strotzend vor unbändig gedrosselter Energie.

Die viele Zeit auf Tour scheint der Entwicklung gut getan zu haben. Post-Punk meets Noise-Rock meets Lo-Fi und alles auf eine ganz eigene Art. Abwechslungsreicher Sound mit konsequent unklarer Stimmungslage. Still bedrohlich, geheimnisvoll, ernüchtert, abgeklärt, kapituliert, verzweifelt?

Fröhliche Stimmung kommt auf alle Fälle nie auf. Genauso kommt selbst das intensivste Schreien ohne Wut und Aggression rüber und hinterlässt emotionale Fragezeichen.

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