„Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt“ – eine Strategie, die Nessaja aus dem gleichnamigen Lied von Peter Maffay und Tabaluga irgendwie mit Deichkind verbindet.
„Kids In Meinem Alter“ heißt deren aktuelle Show und aus der Generation der Protagonisten kamen gestern Abend jede Menge in die gut gefüllte Bremer ÖVB-Arena, die sich dort zahlenmäßig mit der nachgerückten Fangemeinde die Waage hielten.
Der Innenraum war von VJ Wasted mit Top-Clips von The Bloody Beetroots und Klassikern aus vergangenen MTV-Tagen inklusive gemeinschaftlichen Singen zu Bonnie Tyler`s „Toal Eclipse Of The Heart“ bereits auf Temperatur gebracht, als aus Betriebsamkeit hinter dem Vorhang und Synthiegewummer „99 Bierkanister“ wurden.
Damit war der Abend für zwei Stunden Choreografie-Spektakel in Bild und Ton freigegeben, denn „So`ne Musik“, wie von der Crew vom Deich seit Jahrzehnten zelebriert, ist und bleibt ein Party-Selbstläufer, der mit fetten Bässen und pumpenden Beats punktgenauen Slogans und überzeichneter Gesellschaftskritik einen Klangboden gab.
Dramaturgisch ohne Brüche, griffen im Set Stücke aus der aktuellen Platte wie die Gassenhauer älteren oder neueren Datums: Ob „Wer Sagt Denn Das?“, „Leider Geil“oder „Arbeit Nervt“ – sobald die zugehörige Nummer identifiziert wurden, war der dazugehörige Text im Saal präsent.
In einer wilden Performance ließen Porky, Kryptik Joe, Roger Rekless und ihre Bühnenassistenz – die wie die Namen der 60 Helfer*innen anlässlich der 18. Tourstation in einer Unterbrechung namentlich verlesen wurden – vom Rodeo auf der Designerhandtasche, monolithisch bewegten Bühnenbildern bis zum obligaten Ritt auf dem Fass durch die Menge kein Element aus, was nicht den Inhalt der Tracks optisch verstärken würde.
Das ausgerufene Leitmotiv der Veranstaltung in einer „Bude Voll People“ war gegenseitige Rücksichtnahme und Toleranz, was nicht nur für die Zuschauer*innen vor Ort im Allgemeinen und im Besonderen im ad hoc kreierten „Moshpit der Liebe“ galt, sondern auch im Wahl-O-Mat auf den Rücklehnen der Bürostühlen zu finden war, die zu „Bück Dich Hoch“ auf der Bühne verkehrten.
Auch, wenn es die letzte Ausgabe in diesem Format sein soll: ein „Limit “ist von Deichkind auch zukünftig nicht zu erwarten, Krawall und „Remmidemmi“ mit ihnen scheint weiter garantiert.
Diesen Eindruck trugen die Besucher*innen jedenfalls in die gestrige verregnete Bremer Nacht, denn die letzten gut zwei Stunden waren „Richtig Gutes Zeug“.