Mit ihrer Viola in der Hand und ihrer Stimme im Äther erschafft Roosmarijn auf ihrem Debütalbum „Wide Open Space“ eine faszinierende Landschaft. Diese ist in ihrer Vielschichtigkeit eigentlich viel zu ausformuliert für das Singer/Songwriter-Genre, ist in seinem persönlichen Kern aber doch nah an der Musikerin Roosmarijn selbst. So wird die Platte zum Juwel, das den Herbst erstrahlen lässt.

Ihren Charme zeigt diese Musik im Detail im Song „Belonging“, der mit den pluckernden Melodien und analogen Instrumenten Kammerpop spielt, aber doch breiten Folk meint. In seiner Produktion ist das Album hier schon sehr ausgereift, die Diversität des Ausdrucks schimmert im weiteren Verlauf entsprechend prächtig.

Über weite Teile badet Roosmarijn ihren Sound tief in mystischer Uneindeutigkeit, die in ihrer Ästhetik mit Dark-Folk-Queens wie Paris Paloma Schulter an Schulter geht. Besonders dicht wird dieser Vibe in „Shattered Heart“, das in seiner psychedelischen Naturverbundenheit auch ein super Soundtrack für den nächsten unheimlichen Wald-Film wäre.

Die Viola baut gemeinsam mit anderen Streichern das passende Bett und ist dabei nicht nur angenehm in Szene gesetzt, sondern auch ein absolutes Alleinstellungsmerkmal der Niederländerin. Egal, ob diese nun als gezupfte Melodie die Strophen nach vorne treibt („Where Bones Become Roots“) oder sich im malerischen Finale aufbäumen („Room For Another Chest“) – wer auch nur ein wenig Herz für Streicher hat, wird es schnell an diese Platte verlieren.

Besonders groß wird das Album im Song „Fire Walk With Me„, in dem Roosmarijn in bedachter Erzählstimme feststellt: „I’m too small to break the silence“, nur damit sich der Song dann in schwindelerregende Höhen um sie herum aufbäumt und wuchtigen Beats aus Streicher-Bombast die Bühne bietet.

Immer mehr schraubt sich diese Hymne in die Höhe und wird damit zum feurigen Höhepunkt einer ansonsten oft angenehm bedeckten Platte. Roosmarijn beherrscht beide Stimmungen aus dem Effeff. Der Viola und Songwriting-Kunst sei Dank.

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