Josh Tillman gleicht auf seinem sechsten Album als Father John Misty seine transzendentalen Erfahrungen mit der Wirklichkeit ab. Und stellt fest: Da gibt es eine große Lücke. Mit „Mahashmashana“ bedient er sich einem Sanskrit-Begriff, der so viel bedeutet wie „großer Krematoriumsplatz“.

Dass bei seinen existentialistischen Fragen erneut eine gute Portion Zynismus mitschwingt, wird hier folglich schon Ansatz deutlich. Der neuminütige Titelsong, der das Album eröffnet, setzt den Ton für eine Platte, die gleichermaßen monumental wie intim wirkt und damit die Stärken des US-Amerikaners abermals voll ausspielt.

Opulente Streicher, Saxofon Solos, wirbelnde Drums, eine breitwandige Bigband-Tapete und Tillmanns Stimme – noch immer eine der reinsten im zeitgenössischen Rock – trägt durch orchestrale Klanglandschaften, die von Drew Erickson, Mitproduzent der Platte, meisterhaft arrangiert wurden.

Was andere womöglich ans Ende packen würden, wird hier zum unmittelbaren Totschlagargument, diese Platte auf Anhieb zu lieben. Und das ist durchaus ein eleganter Kniff, denn danach erlaubt sich das Album erstmal deutlich spröder zu werden.

Mit dem an die Black Keys angelehnten „She Cleans Up“ etwa, oder dem im Anschluss auf Sparflamme köchelnden Song in der gelungenen Selbstvergewisserung „Josh Tillmann And The Accidental Dose“.

Wie immer bei Father John Misty hebt auch hier Elton John im Kleinhirn des Publikums von seinem Pianoschemel ab. Orchesterpop, der sich danach Stück für Stück den Popanz zurückholt, bis er in der elektrifizierten Art-Pop-Ballade „Screamland“ wieder voll durschlägt. Alan Sparhawk von Low hat hier mit Gitarren den Druck verstärkt, um sicherzustellen, dass der Song der Schwerkraft entkommt.

Textlich schwelgt Tillmann in einer melancholischen Reflexion über die Vergänglichkeit bis hin zu beißendem gesellschaftlichem Witz. Mit diesem Dualismus landet er schließlich bei der bitteren Erkenntnis: „I Guess Time Makes Fools Of Us All“.

Dass diese Zeile im leichtfüßigsten, womöglich besten Stück des Albums steckt, weil es mit seinem Bossa Nova gleichen Unterbau schon fast wieder zynisch wirkt, unterstreicht Father John Mistys feinsinniges Gespür für die Kraft einer Text-Ton-Schere.

Mit „Summer’s Gone“ entlässt er mit einer Prise 50er Jahre Hollywood-Pop zum Ende dann wieder ins eigene Schicksal. Und weil sich das wirklich wie ein Abgesang auf die guten Zeiten anfühlt, besser gleich nochmal zum neunminütigen Anfang springen.

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