Simplifizierte, elektronische Beats aus den Untiefen der Wave-Vergangenheit, konstant tickender Bass, unkonzentriert intensive Stör-Sounds von Noise hin zu lieblich hüpfenden elektronischen Tönen. Zerrissen und konstant in den Bann ziehend eröffnen eat-girls mit „On A Crooked Swing“ ihr Debütalbum „Area Silenzio“.
„Unison“ blubbert und piept etwas mehr, der hypnotische Effekt des Low-Fi Sounds vertieft sich. Selbst eingestreute Passagen aus den 90er Ur-Industrial-Zeiten binden sich unaufdringlich in den minimalistisch fließenden Sog ein.
„Canine“ bricht das bisherige Gefüge auf und zeigt, dass die drei Französinnen aus Lyon keiner eindimensionalen Schiene verhaftet sind. Der fette Post-Punk-Bass blubbert plakativ und dominant, die Beats werden zur tragenden Unterlage. Der pointiert hüpfende Refrain macht süchtig. Das Stück geht in seiner aufdringlich unschuldigen Surrealität nicht mehr aus dem Kopf. „It’s like the other day when we made love in the burnt scent of pancakes“.
“A Kin” startet minimal und entwickelt sich zum zurückhaltenden, fast düsteren Industrial-Stampfer aus den frühen 80ern. Wie die anderen Stücke zunächst oberflächlich wenig strukturiert, doch trotzdem irgendwann unscheinbar – wie zufällig – zu ernster Dichte weiterentwickelt.
Danach zelebriert „everything goes in diagonal“ in nur einer Minute die Wieder-Auferstehung der Minimal-Elektronik.
„earthcore“ etwas später zwingt in absoluter Reduziertheit zum Mitzappeln. Eines der Stücke, die das Trio auf der Bühne so mitreißend macht.
Mit „3 Omens“ arbeiten sie noch eine epische Ebene mit in ihre Arbeit.
Minimal-Elektro, Post-Punk, Industrial, New-Wave, Kraut…die Liste der Musikrichtungen, derer sich eat-girls bedienen, ist lang. In der Wohnung zu Hause erarbeitet, ist der konsequente DIY- und LoFi-Sound das Bindeglied über alle Stücke hinweg. Der zwingende Sog, den sie über alle Stücke hinweg erzeugen, lässt die heterogene Scheibe homogen erscheinen.
Im Wohnzimmer 2020 geboren und später erwachsen geworden in den Bars und kleinen Clubs von Lyon im Süden Frankreichs, ist „Area Silenzio“ definitiv eine der wenigen Bereicherungen der Kulturlandschaft, die von der Pandemie getriggert wurde.