Peter Perrett ist nicht mehr der Jüngste. 72 Jahre wandelt der Londoner mittlerweile schon auf dem Erdball. Dass man sich in diesem Alter auch mal Gedanken über den Tod macht, ist nicht überraschend. Und so ist die Endlichkeit des eigenen Lebens auf „The Cleansing“ ein allgegenwärtiges Thema. So düster, wie man bei dieser inhaltlichen Schwere vermuten könnte, ist das neue Album allerdings nicht ausgefallen.

Perretts Karriere verlief alles andere als linear. 1976 gründete er seine erste Band The Only Ones, mit der er drei Studioalben veröffentlichte, bevor sie sich trennten. Immer wieder war es anschließend jahrelang still um Perrett, was nicht zuletzt an seinem stetigen Kampf mit der Drogensucht lag. Während also andere Menschen in Rente gehen, startete Perrett mit 65 seine Solo-Karriere.

„The Cleansing“ ist sein drittes Studioalbum und ein ganz schön ambitioniertes Projekt. Ganze 20 Nummern umfasst das Doppelalbum, für das er beispielsweise mit Johnny Marr oder Carlos O’Connell von Fontaines D.C. namhafte Künstler gewinnen konnte.

„I Wanna Go With Dignity“ liefert als klassische Rocknummer den Startschuss. Die leicht dissonanten E-Gitarren-Einwürfe ergänzen Perretts Gesang, der während großer Teile des Songs auf der Stelle tritt und nur wenig melodische Schritte wagt. In Kombination mit der häufigen Wiederholung der Zeile „I wanna go with dignity / please help me“ hat es fast etwas Meditatives.

„Do Not Resuscitate“ ist ebenfalls so ein Song, der schon mit seinem Namen klar macht, worum es hier geht. Allerdings klingt dieser Titel nicht wie ein trauriger Abgesang auf die Endlichkeit des Lebens, sondern vielmehr wie aus dem Handgelenk geschüttelte Lo-Fi-Akzeptanz, das man über manche Dinge eben keine Kontrolle hat. Der lakonische Gleichmut in Perretts Stimme legt nahe, dass er es mit der Botschaft die hinter diesem Song steckt, ernst meint.

Der Titeltrack „The Cleansing“ hingegen legt wieder so eine Energie an den Tag, dass es nicht den Eindruck macht, als wäre Perrett hier auf diesem Planeten schon am Ende seines Schaffens angekommen. Dank des eingängigen Melodieverlaufs und mit ein bisschen Fantasie entdeckt man hier eine rockigere Variante des Jefferson-Airplane-Klassikers „Need Somebody To Love“.

Bei „All That Time“ hingegen zeigt sich Peter von einer gänzlich anderen Seite. Die emotionale Ballade lässt ein paar Streicher zu Wort kommen und die Schwere, die mit einem kurvenreichen Leben voller Höhen und Tiefen einhergeht, hörbar werden.

Obwohl „The Cleansing“ ein umfangreiches Album ist, bewegt sich Perrett stilsicher zwischen den verschiedenen Sparten der Rockmusik und sorgt dafür, dass auch bei so vielen Songs keine Langeweile aufkommt.

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