Jake Bugg hat mit seinen 30 Jahren schon eine Karriere hingelegt, die sich gewaschen hat. Gerade mal den Teenie-Tagen entkommen und zack – schon mit Noel Gallagher verglichen, eine BRIT-Award-Nominierung als bester Newcomer eingesackt und nebenbei auch noch Awards von NME und Japan Gold Disc abgestaubt, dazu kommen noch seine fünf Top-10-Alben in Großbritannien.

Musikalisch hat Jake Bugg schon alles Mögliche ausprobiert: Folk à la Bob Dylan, ein Hauch von Blues, Rolling-Stones-Vibes und psychedelische Ausflüge. Auf seinem letzten Album „Saturday Night, Sunday Morning“ klang er noch nach charttauglichem Mainstream-Rock und Brit-Pop. Doch auf „A Modern Day Distraction“ dreht er die Zeit zurück – es geht mit Vollgas in die Sixties.

Statt sich brav dem modernen Sound anzupassen, taucht Bugg kopfüber in die Welt von Woodstock, Flower Power und der Mondlandung ein. Heraus kommt eine Explosion aus Fuzz-Gitarren und hämmernden Drums – mal blitzt Bowie durch, mal die Arctic Monkeys, dazu ein kräftiger Schuss 60er-Jahre Twang und Vintage-Rock, der die Platte zum Wummern bringt.

Schon die Singles „Zombieland“ und „All Kinds Of People“ zeigen klar, wo es langgeht: große, fette Gitarren, ein bisschen Punk-Attitüde und das Ganze mit einem catchy Pop-Twist, den man einfach nicht mehr aus dem Kopf kriegt.

Hinter den eingängigen Pop-Melodien steckt bei Jake Bugg mehr als nur Ohrwurm-Material. Seine Songs erzählen von den kleinen Dramen des Alltags, die jeder kennt – zwischen Jobstress, Selbstfindung und dem ganz normalen Wahnsinn des modernen Lebens. Hier entstehen Hymnen für alle, die einfach nur versuchen, ihren Weg zu finden.

Und der Brite weiß, wovon er singt. Aufgewachsen in Nottinghams Clifton, wo Sozialwohnungen und die Ruinen einer abgebrannten Schule das Bild prägten, hat er das harte Leben hautnah erlebt. Seine Eltern hatten selbst Musikträume, nahmen sogar Platten auf – aber der große Durchbruch blieb aus.

Die Highlights des Albums sind definitiv die Momente, in denen Jake Bugg mal die Fassade fallen lässt und es etwas softer angeht. „Never Said Goodbye“ schleicht sich mit sanften Klängen ein, die Oasis-Fans direkt in eine gemütliche Nostalgiewelle werfen.

Und „All That I Needed Was You“ hat genau den bittersüßen Klang, den man an regnerischen Herbsttagen einfach braucht. Eine schöne Erinnerung daran, dass Bugg unter seiner harten Schale immer noch die Fähigkeit hat, richtig gefühlvolle, zarte Songs rauszuhauen.

Obwohl „A Modern Day Distraction“ einige politische Seitenhiebe verteilt, kommt es nie belehrend oder überheblich daher. Was das Album richtig spannend macht, ist, wie locker und stiltreu Bugg hier abliefert.

Trotz der vielen musikalischen Einflüsse bleibt der Sound immer on point, und das Album fühlt sich wie ein perfekt gewarteter Oldtimer an, der locker durch die Jahrzehnte brettert, ohne je an Tempo zu verlieren.

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