Sind die letzten Tage angebrochen? Wenn man sich die volle Dröhnung Nachrichten gibt, dann könnte es einem manchmal so vollkommen. Weltschmerz ist für niemanden mehr jenseits des Teenageralters ein Fremdwort. Mit Sicherheit auch nicht für Johannes Sigmond, den man besser unter seinem Künstlernamen Blaudzun kennt. Denn „Latter Days“ klingt noch eine Spur düsterer, als man es sonst von dem niederländischen Singer/Songwriter gewöhnt ist.

Schon der Opener „Wicked Ball“ versprüht mit unruhigem Rhythmus und vor sich hin mäandernden Harmonien, die den Stillstand zelebrieren, einen geisterhaften Sog. Die statischen Instrumentals entfalten, kombiniert mit Blaudzuns melodiösem Gesang, der immer wieder durch jede Menge Hall und Echos aufgebauscht wird, eine mystische Endzeitstimmung.

Diese leicht düstere Note zieht sich durch das gesamte Album. In „Bonfire“ beispielsweise besingt Blaudzun das Verbrennen alter Ängste und Sorgen, doch selbst hier schwingt durch die molligen Harmonien eine gewisse Schwere mit. So ganz befreien von den Beschwerlichkeiten der Vergangenheit kann man sich dazu nicht. Das Setting hingegen kann man sich dank des westernlastigen Gitarren-Riffs zu Beginn vor dem geistigen Auge perfekt ausmalen.

Die volle Breitseite Traurigkeit ganz ohne den rettenden Hoffnungsschimmer, den Blaudzun so oft durch seine bedrückenden Harmonien durchscheinen lässt, gibt es mit der Akustik-Ballade „Spark Chaser“. Ob Blaudzun den Funken findet, den er jagt? Zumindest bei diesem Song macht es nicht den Anschein.

Überzeugender sind ebenjene Songs, in denen die Stimmung etwas ambivalenter ist und der Niederländer beweist, dass er eben kein reiner Trauerkloß ist. „Dreamers“ gegen Ende der Platte ist zum Beispiel die absolute Kontrastnummer zu einem Song wie „Spark Chaser“.

Mit Pfeiftönen startend, unterstützt von Powerchords und einer Melodie, die sich sofort im Gehörgang festsetzt, ist von der Düsternis nicht mehr viel zu spüren. Zeilen wie „No we won’t let the sun go down“ hört man dem munteren Indie-Pop sofort an.

„Summer Song“ hingegen macht seinem Namen nur auf den ersten Blick Ehre. Zwar klingt das musikalische Spektrum ähnlich fröhlich, die Textzeilen vermitteln aber eine andere Botschaft: „I drowned my demons / But they learned to swim“. Und wenn man so aus dem Fenster schaut und die Sinfonie aus Grau auf sich wirken lässt, treffen einen Zeilen wie „But it won’t get summer / It won’t get summer today“ mit voller Wucht.

Umso schöner, dass es Alben wie „Latter Days“ gibt, mit denen man sich die düsteren Jahreszeiten ein bisschen versüßen kann.

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