Xiu Xiu – 13″ Frank Beltrame Italian Stiletto With Bison Horn Grips

Die Avantgarde-Kombo Xiu Xiu gibt sich mit dem 14. Studioalbum „13“ Frank Beltrame Italian Stiletto With Bison Horn Grips“ phasenweise überraschend handzahm, nur um dann doch wieder ganz die alte zu sein.

Ein Jahr nach ihrem resoluten „Ignore Grief“ beginnen Jamie Stewart und Angela Seo für ihre Verhältnisse regelrecht zutraulich. Der Opener „Arp Omni“ ist eine gehauchte, beinahe geflüsterte Ballade, wie sie vereinzelt auf „La Forêt“ von 2005 zu finden ist.

Danach folgt ein fast tanzbarer, stoischer Elektrobeat in einem konturlosen Elektrosong. Auffällig ist, dass nach einer viertel Stunde Musik noch nichts überfordert, nichts wirklich wehgetan hat –  zwei identitätsstiftende Eigenschaften von Xiu Xiu.

Stattdessen passiert Jamie Stewart mit „Common Loon“ an dritter Stelle beinahe ein Indie-Rock-Song. Freilich einer, der gegen den Strich gebürstet ist. Wenn man sich aber Stewarts Analyse des Songs zur Brust nimmt, die vom Schwelgen in Perversität, Verrücktheit, Queerness bis zum persönlichen Bedürfnis, sich auszutoben reicht, und das mit – sagen wir – Bloc Party multipliziert, dann löst „Common Loon“ die Gleichung.

Interessant ist auch der Umstand, dass Produzent Congleton die Platte mixte. Er hat einerseits bereits für Lana Del Rey gearbeitet, die verglichen mit Xiu Xiu am geradlinigeren Ende der Popkultur steht, andererseits aber auch für Swans, für die Wohlklang und organisierten Krach zwei Seiten derselben Medaille sind.

Überspitzt formuliert, könnte man behaupten, mit der neuen Xiu Xiu Platte, hat er diese Pole zum Hufeisen geschmiedet, so dass sie sich näher kommen als zuvor.

Hintenraus, und spätestens mit „Bobby Bland“ sind wir dann aber wieder bei der gewohnten emotionalen Dissonanz des Duos. Musikalisch Verstörendes von unwirtlich bis unheimlich. Typisch Xiu Xiu, die hier ihrem verquasten Albumtitel mit Überlänge gerecht werden, den sie bei Gelegenheit mal erklären dürfen.

Und als wäre es ihnen fast unangenehm, doch nochmal ganz sie selbst geworden zu sein, entschuldigen sie sich mit dem Schlusssong „Pina, Coconut & Cherry“. Das an Trip-Hop angelehnte Stück, das phasenweise Massive Attacks „Angel“ zu zitieren scheint, zeigt sich mit Ausnahme von Stewarts Schrei-Anfällen in Trance getaucht.

Diese Bipolarität des Albums „13“ Frank Beltrame Italian Stiletto With Bison Horn Grips“ erklärt Stewart so: „Eine Boogie-Umarmung für queere Perverse im ganzen Multiversum“. Wer würde ihm widersprechen?

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