Die Outfits, die Riffs, die Atmosphäre, der Sound, sogar die Lyrics: Bei The Heavy Heavy steht Retro über jedem einzelnen Element geschrieben. Doch keineswegs so halbherzig und abgenutzt wie bei anderen Bands der aktuellen Retro-Welle. Ganz im Gegenteil: “One Of A Kind” könnte man auch in diversen Bestenlisten der 60er oder 70er Jahre aufnehmen, ohne dass es groß auffallen würde.
Damit stechen The Heavy Heavy auf drei unterschiedlichen Ebenen hervor:
1. Eben beim oben genannten Veröffentlichungsdatum – diese Platte riecht förmlich nach muffigem Plattenladen und Überraschungsfund in der Sammlung der Eltern.
2. Beim Herkunftsort der Band: Statt nach Brighton klingen die Musiker*innen oftmals nach Desert-Rock, US-amerikanischem Folk und sogar Americana.
3. Und schließlich bei der Ziffer in der Diskographie: Nach einem Debütalbum klingt diese Platte nämlich bei aller Liebe nicht. All der Hedonismus, all die durch Staubschichten glänzenden großen Momente, all diese starken Songs wirken wie von einer Band, die sich längst gefunden hat.
Gut, The Heavy Heavy durften in ihrer jungen Karriere auch schon bei Jimmy Kimmel live spielen, für die Black Pumas eröffnen, mit The Mamas & The Papas verglichen werden… You name it! Dieser kleine Hype wird mit “One Of A Kind” auf eine neue Stufe gehoben.
Die Gründer*innen Georgie Fuller und William Turner schrieben das Album in kompletter Eigenregie und haben sich dabei keine einzige Schwachstelle erlaubt. Bei “Happiness” klingen Fleetwood Mac an – doch während das bei anderen Bands an Majestätsbeleidigung grenzt, ist das hier herrlich lässig und unaufgeregt umgesetzt.
Bei “Dirt” werfen sich Instrumente und Chöre gemeinsam nach vorne, um einen imposanten Moment zu schaffen. Andere Songs wie “Wild Emotion” wecken die Sehnsucht nach Road Trips und Zeiten, in denen diese noch ohne Spotify denkbar waren.
Immer wieder ist in all der Leichtigkeit der Platte auch der romantische Gedanke an eine einfachere Vergangenheit gewoben, etwa wenn “Cherry” Bilder vom ruhigen Abhängen zeichnet oder “Because You’re Mine” nach dem romantischen Kennenlern-Lied der eigenen Eltern klingt.
Gerade das Zusammenspiel aus Turners und Fullers Stimmfarben setzt der exzellenten Produktion dann die Krone auf: Beide klingen so wunderbar authentisch nach alten Zeiten und kreieren eine gigantische Stimmung, wenn sie gemeinsam über die vielen Retro-Riffs gellen.
Dass Fuller meist nur die begleitende Stimme übernimmt, ist der einzige Wermutstropfen einer ansonsten nahezu makellosen Platte. Ein absolutes Highlight im Retro-Boom.