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Nick Cave And The Bad Seeds – Live in der Uber Arena, Berlin

Gestern Abend verwandelte sich die Berliner Uber Arena in einen Tempel der düsteren Poesie, als Nick Cave And The Bad Seeds die Bühne betraten. Der charismatische Frontmann und seine illustre Truppe lieferten eine Show ab, die selbst eingefleischte Fans sprachlos zurückließ – und das will bei Nick-Cave-Anhängern schon was heißen.

Mit dem ersten Takt von „Frogs“ hatte Cave das Publikum bereits in der Tasche. Wie ein dunkler Prediger führte er durch einen Abend voller Intensität, Emotion und ja, sogar Humor. Wer hätte gedacht, dass der Prince of Darkness auch Witze reißen kann? Zu „Long Dark Night“ verkündete er augenzwinkernd: „It’s a beautiful song. – I say it to myself.“ Selbstironie steht dem Mann in Schwarz überraschend gut.

Ein Highlight jagte das nächste. „Jubilee Street“ wurde in einer grandiosen Version gespielt, gefolgt von einem brachial-lauten „From Her To Eternity“, das die Mauern der Arena erzittern ließ. Apropos Mauern – bei „Bright Horses“ verwandelte sich die Halle in eine leuchtende Kathedrale. Wer braucht schon den Kölner Dom, wenn man Nick Cave hat?

Für Gänsehautmomente sorgte „O Wow O Wow (How Wonderful She Is)“, eine berührende Hommage an die 2021 verstorbene, frühere Wegbegleiterin Anita Lane. Cave erinnerte an sie als „strahlende Kraft für uns dunkle, drogenabhängige Männer“ – ein besonderer Moment der Verletzlichkeit inmitten all der Intensität.

Die Setlist war ein Fest für langjährige Fans und Neulinge gleichermaßen. Von Klassikern wie „Tupelo“ bis hin zur Live-Premiere von „Song Of The Lake“ – Cave und seine Bad Seeds zeigten ihre ganze Bandbreite. Besonders „Red Right Hand“ entfaltete eine beeindruckende Wucht, während „The Mercy Seat“ die Arena buchstäblich zum Kochen brachte.

Ein besonderer Höhepunkt war „White Elephant“ vom 2021er Cave/Ellis-Album „Carnage„, das als aggressiver Rocker begann und in einen orchestralen Gospel-Gottesdienst mündete. Hallelujah, Reverend Cave!

Für die Überraschung des Abends sorgte Radiohead-Bassist Colin Greenwood, der für den erkrankten Martyn Casey einsprang. Zusammen mit dem grandiosen Larry Mullins von den Swans am Schlagzeug bildeten sie eine Rhythmussektion, die selbst Mutter Erde zum Beben brachte.

Die Zugaben waren dann die Sahnehaube auf einem ohnehin schon epischen Abend. Bei „Into My Arms“ durfte das Publikum den Chorus übernehmen – ein Moment kollektiver Katharsis, der manch einem Tränen in die Augen trieb. Mit „The Weeping Song“, das dank Warren Ellis‚ Geige fast schon folkloristisch anmutete, fand der Abend nach 2,5 Stunden seinen würdigen Abschluss.

Nick Cave And The Bad Seeds bewiesen einmal mehr, warum sie zu den besten Live-Acts des Planeten gehören. Weniger theatralisch als noch vor zwei Jahren in der Waldbühne, dafür umso kraftvoller und intimer. Ein legendärer Abend.

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