Es gibt Momente im Leben, auf die wartet man gefühlt eine Ewigkeit, nur um dann festzustellen: Ja, das Warten hat sich verdammt noch mal gelohnt. Für die Fans der irischen Fünfer-Kombo Gurriers war der Mai so ein Moment. Nach endlosen Nächten im Proberaum – und vielleicht mehr Krach als Schlaf – haben die Jungs endlich ihr Debütalbum „Come And See“ angekündigt.
Dabei war der Weg dorthin alles andere als glatt. Zwischen McDonald’s-Nachtschichten und stundenlangen Gesprächen über aktuelle Filmempfehlungen, neugekaufte Platten und den Sinn des Leben entstand die Idee für die Band. Dan Hoff und Mark MacCormack, die sich beim Burgerbrutzeln eher als Philosophen betätigten, gründeten schließlich mit ihren Kumpels Pierce O’Callaghan und Ben O’Neill das Grundgerüst von Gurriers. Nach einer fast endlosen Suche stieß Bassist Charlie McCarthy dazu – und plötzlich wurde aus dem Tagtraum eine Band, die jetzt fette Wellen schlägt.
Gurriers, benannt nach einem althergebrachten irischen Begriff für Raufbolde und Störenfriede, haben sich längst in Irlands Post-Punk-Szene einen Namen gemacht, spätestens seit ihrem chaotisch-legendären Halloween-Konzert 2021, bei dem sie The Workman’s Club in Dublin förmlich zerlegten.
Das Album „Come And See“ schlägt genau in die gleiche Kerbe – wütend, laut, kompromisslos. Es ist eine 40-minütige Abrechnung mit den Schattenseiten der Gegenwart: von Jugendkultur über soziale Ungerechtigkeit bis hin zum Aufstieg rechter Parteien in Irland.
Musikalisch bleibt die Band mit Hipster-Frisuren ihrem Lärmrezept treu: Shoegaze, Noise und roher Punk-Rock, irgendwo zwischen zerschmetternden Gitarrenriffs und Synthie-Schichten.
Überraschungen? Gibt es nicht wirklich, denn die Hälfte der Songs wurde schon als Single veröffentlicht, also hält sich der Wow-Effekt etwas in Grenzen. Aber das bedeutet nicht, dass „Come And See“ nichts zu bieten hat:
Ob das Drum-Gitarren-Inferno von „Nausea“, die tanzbaren Beats von „Dipping Out“ oder die bedrohlich-funkelnde Atmosphäre von „Prayers“ – Gurriers wissen, wie sie die Balance zwischen wütender Konfrontation und melancholischer Reflexion hinbekommen.
Sänger Dan Hoff schlüpft auf der Platte in die Rollen eines rechtsextremen Online-Provokateurs und eines fiktiven Papstes, der in einer existenziellen Krise steckt – eine bitterböse Satire auf die religiösen und politischen Spannungen, die sich in Irland wie in vielen anderen Ländern zuspitzen.
„Come And See“ ist eine beeindruckende Kampfansage. Gurriers haben die Nase voll von der Welt und das hört man. Klar, ein bisschen mehr Überraschung wäre nett gewesen, aber wenn Punkrocker so wütend sind, traut sich ohnehin keiner, es ihnen ins Gesicht zu sagen.