Fred Again.., der britische Musikproduzent und Multiinstrumentalist, zeigt mit seinem vierten Album „ten days“, dass er sich vom schnellen Puls des Clublebens abwendet und einen entschleunigten, introspektiven Kurs einschlägt.

Dabei zeigt sich fix, dass Zahlen nicht zu seinen stärksten Disziplinen gehören: Die ursprüngliche Idee, zehn Tage aus seinem Leben in musikalischer Form zu präsentieren, mündete in eine 20-Track-Exkursion.

Auch die Intention, das vergangene Jahr klanglich zu verarbeiten, scheint dem Titel zu widersprechen – doch letztlich geht es hier nicht um eine Matheprüfung, sondern um Musik.

Fred Again.., der übrigens aus einer adeligen britischen Familie stammt, bricht auf „ten days“ bewusst mit dem Erwartungsbild seiner bisherigen Diskografie. Wo seine vorherigen Alben oft auf clubtaugliche, rasante Tracks setzten, wählt er hier eine melodischere und atmosphärischere Route.

Diejenigen, die den nächsten Partyhit suchen, dürften mit Ausnahme der energetischen Single „Places To Be“ mit Anderson .Paak und Chika oder dem ekstatischen EDM-Stück „Glow“ mit Four Tet und Skrillex eher auf Entspannung eingestellt sein. Der Großteil des Albums erzeugt die Stimmung von Rooftop-Partys bei Sonnenuntergang, anstatt schwitziger Tanzflächen in stickigen Clubs.

Die Kollaborationen auf dem Album sind sowohl stilistisch als auch kulturell breit gefächert. Fred Again.. gelingt es, die unterschiedliche Energie seiner Gastkünstler*innen zu einem kohärenten Soundbild zu verschmelzen:

Tracks wie „Adore U“ mit Obongjayar lassen gelöste Afrobeats auf subtile elektronische Elemente treffen, während „10“ mit Jozzy und Jim Legxacy eine fesselnde Mischung aus Deep House, R&B und Lo-Fi darbietet. Mit von der Partie sind außerdem Sampha, SOAK, Duskus, Joy Anonymous, The Japanese House und Scott Hardkiss.

Besonders eindringlich wird es auf den ruhigeren Tracks wie „Where Will I Be““, einem Duett mit der Country-Ikone und Grammy-Preisträgerin Emmylou Harris, oder dem reduzierten „I Saw You“. Diese Songs verleihen dem Album eine emotionale Tiefe, die sich fast schon meditativ entfaltet.

Doch ab der zweiten Hälfte beginnt auch die strukturelle Schwäche von „ten days“ deutlich hervorzutreten: Die Fülle an Interludes, die das Album unnötig auf 20 Tracks aufbläht, führt dazu, dass der aufgebaute Schwung zur Mitte hin merklich nachlässt.

Was anfänglich als gelungener Ansatz überzeugt, verkommt in der zweiten Hälfte zu einer zähen Strecke, die den Fluss der Platte aufhält. Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen – so fehlt dem Album die Konzentration und Dynamik, die es gebraucht hätte, um sich von der Masse abzuheben.

Mit „ten days“ verfolgt Fred Again.. einen bewussten stilistischen Wandel, der auf spirituelle Klänge und atmosphärische Dichte setzt. Doch während das Album streckenweise glänzt, bleibt es hinter den Erwartungen zurück, die nach seinen vorherigen Veröffentlichungen unweigerlich hoch waren.

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