Eliza Noble und Jennifer Skillman gehören zu den gefragten Vertretern elektronischer Musik. Seit 2013 und ihrem YouTube-Hit „You´re So High“ ist das britische Duo als Eli & Fur weltweit hinter DJ Sets zu finden. Doch verstehen sich die beiden nicht nur auf tanzbare Klänge, ihr zweiter Longplayer „Dreamscapes“ zeigt auch ihre Songwritingqualitäten.
Zwischen House-Music Klängen („Heart Made Of Glass“) und ambientem Dreampop („Golden Eyes And Tears“) wandeln die beiden – auf mal euphorischen, mal melancholischen Pfaden schwelgend – in eigenen Erinnerungen und Erfahrungen zwischen Sonnenauf- und Untergang.
Auf insgesamt 15 Titeln zeigt das Londoner Duo ein feines Gespür für Stimmungen. So zelebrieren sie sanften Puls von „Wild Flowers“ ebenso wie die flächigen Synthesizersequenzen im House-Trance-Mix „Love Again“.
Die sanften Stimmen der beiden sind steter Wegbegleiter und tragen die Stimmung jedes Tracks zwischen tanzbarem Impuls, verträumter Entspannung und ruhender Nachdenklichkeit. So findet sich „Missing You“ in einem Schwebezustand zwischen Herzschmerz und purer Wiedersehensfreude in einer ambienten Klangwolke aus House-Music und Betroffenheits-Dream-Pop wieder.
Es fällt schwer, Eli & Fur als reine DJ-Acts abzutun. Das würde z.B. „Cold Confetti“ nicht gerecht werden, das sein akustisches Intro nutzt, um den Spannungsbogen in einem sphärischen Rausch enden zu lassen. Der Gesang dient nur als transzendentale Begleitung zum raketengleich düsenden Spacetrip durch tiefere Klanguniversen, kämpft wenig später selbstbewusst gegen „Monsters“, beflankt von Drum-and-Bass-Elementen.
Dem totalen Trancezustand erweiterter Houseklänge gibt sich „I’ll Find You“ maschinell Beats pulsierend hin, bevor sich „My Reflection“ selbstreflektierend in den Spiegel aus Emotionen blickt.
Getragen von einem Blut durch Adern pumpenden Beat verliert sich der Titel in seinen flüchtigen Synthesizerklängen, die selbst im folgenden „Hello Echo“ noch widerhallen, einem vom Singer/Songwriting geprägten Refrain getragenem Track, der außer einem marschierenden Beat wenig spürbare Elektronik zulässt.
So verliert sich das Album in einer eher düsteren Atmosphäre, welche auch „Insonmnia“ innewohnt, das mit einem kurzen Spannungsbogen die Trancekeule auspackt und hochfrequent Synthesizereffekte – basslastig massierend – in den Raum schießt.
Ein wenig mehr Lebensenergie durchströmt „Mom’s Violin“, einem frickelig an Sounds bastelndem Versuch, dem spacigen „Do You Ever Dream Of Me“ ein Pendant zu bieten. Dieser breitet einen Houseklängeteppich aus und sorgt mit einem widerhallenden Refrain für technoide Eingängigkeit und schier endlose Tanzmotivation.
Ein Weg, an dessen Ende letztendlich nur die Akustikgitarre und die „Oceanside“ auf uns warten kann. Gedankenverloren am Strand sitzend, hört man den wogenden Wellen zu, die die ersten Sonnenstrahlen des Tages im vor Geigen flirrenden Himmel begrüßen.
Das nennt man einen stimmigen Ausstieg aus einem erstaunlich vielseitigen Album, das elektronische Musik clever mit klassischem Songwriting verbindet. Geschickt lassen Eli & Fur Gemütszustände passieren und verpasst doch den großen Gefühlsausbruch, verliert sich gar ein wenig in der grauen Melancholie.