Mit ihrem fünften Album „Heimwee“ zeigt Eefje de Visser, dass sie in der niederländischen Indie-Pop-Szene mittlerweile eine feste Größe ist. Vier Jahre nach „Bitterzoet“, ihrem gefeierten Vorgänger, überrascht sie nun mit einem sanfteren Sound, der mehr auf akustische Instrumente setzt.
Die Elektronik, die bei „Bitterzoet“ noch dominiert hat, rückt in den Hintergrund – aber keine Sorge, ihre typische Tiefe und die poetischen Texte bleiben.
Der Titel „Heimwee“, was – Überraschung – „Heimweh“ bedeutet, bringt die Stimmung des Albums auf den Punkt: Melancholie pur. In den Songs geht es um Verlust, Sehnsucht und das ewige Hin und Her zwischen Nähe und Freiheit.
Besonders eindrucksvoll ist die Zeile „Onder de dekens is het stil / Ik heb geen wil in jouw armen“ („Unter den Decken ist es still / Ich habe keinen Willen in deinen Armen“) aus dem Titeltrack. Hier wird das Spannungsfeld zwischen Geborgenheit und innerer Unruhe greifbar – ein Thema, das sich durch das gesamte Album zieht. Jeder Song ist durchdrungen von einer Intensität, die die Zuhörer in eine fragile, nachdenkliche Klangwelt entführt.
Musikalisch bleibt „Heimwee“ vielseitig und tiefgründig. Produziert wurde das Ganze von de Vissers Ehemann Pieterjan Coppejans, der es schafft, die kleinen Details in den Vordergrund zu rücken und das Klangbild fein abgestimmt zu gestalten.
Bei Songs wie „Hoor Je Het Hart Kloppen“ („Hörst du das Herz schlagen“) startet Eefje De Visser mit einer gezupften Gitarre, die sich langsam zu einer vollen Soundlandschaft entwickelt, in die Synthesizer und warme Basslinien eingebettet sind. Diese Mischung verleiht dem Album eine besondere Dynamik, die es gleichzeitig reichhaltig und zurückhaltend wirken lässt.
Ihre poetischen und mysteriösen Texte sind unverkennbar de Visser: Bilder und Emotionen fließen, ohne zu viel preiszugeben. In „Vlammen“ („Flammen“) singt sie etwa: „Over mijn wangen, daar rollen tranen van ons allemaal“ („Über meine Wangen, da rollen Tränen von uns allen“).
Die Worte sind einfach, aber sie berühren – irgendwo zwischen Hoffnung und Wehmut. Dieses Spiel mit Stimmungen erinnert an Künstler wie Spinvis und gibt dem Stil von Eefje De Visser das gewisse Etwas.
„Heimwee“ ist ein Album, das erst mit der Zeit seinen vollen Zauber entfaltet. Bei jedem Hören entdeckt man neue Details, neue Facetten. Die melancholischen Melodien und die träumerische Atmosphäre ziehen die Zuhörer*innen sanft mit, wie eine leichte Strömung.
Ein Werk voller Intimität und Präzision – und ein weiterer Beweis dafür, dass Eefje de Visser ihren festen Platz in der Indie-Szene verdient hat.