Was passiert, wenn ein Musiker, der fast sein ganzes Leben in der Melancholie schwelgt, plötzlich ganz allein dasteht? Alan Sparhawk, bekannt als Sänger und Gitarrist der legendären Slowcore-Band Low, versucht, genau diese Frage mit seinem neuen Album “White Roses, My God” zu beantworten. Sparhawk gründete Low mit seiner Frau Mimi Parker im Jahr 1993.
Sparhawk prägte über Jahrzehnte den düsteren, minimalistischen Sound der Band, der sie zu einer der einflussreichsten Indie-Formationen machte. Mit Alben wie “Things We Lost in the Fire” und “Double Negative” schufen die beiden intime Klangwelten, die Fans und Kritiker gleichermaßen begeisterten.
Der plötzliche Tod von Mimi Parker im Jahr 2022 hinterlässt eine Lücke, die tief durch die Struktur dieses neuen Albums schneidet. Mit “White Roses, My God” zeigt sich Sparhawk ungeschützt und verletzlich – ein Mann, der sich durch einen Dschungel aus Trauer, Erinnerungen und neuen Identitätsfragen kämpft.
Der Verlust seiner musikalischen Partnerin schwingt in jedem Song mit. Was bleibt, ist eine Art Klang-Tagebuch, das sich in seiner Zerrissenheit widerspiegelt.
Interessanterweise findet sich jedoch auch ein neuer Drang zum Experimentieren: Verzerrte, fast punkige Passagen erinnern an Sparhawks Arbeiten mit dem Retribution Gospel Choir, während an anderer Stelle sparsame Gospel-Motive erklingen, die ein Echo an seine mormonische Kindheit darstellen.
Was seine Solokarriere bisher immer im Schatten von Low hielt, tritt hier hervor: Mit “White Roses, My God” gelingt Alan Sparhawk ein Werk, das nicht nur als Trauerarbeit funktioniert, sondern auch seine eigene musikalische Identität beeindruckend formt.
Für Fans von Low ist dieses Album ein tief bewegendes, schweres Hörerlebnis, das zeigt, dass Alan Sparhawk noch viel zu sagen hat – auch ohne seine andere Hälfte.