Es sieht so aus, als hätte Orville Peck das Geheimnis des Country-Codes gelüftet. Mit seiner markanten Maske und den langen Fransen hat er eine faszinierende Figur geschaffen, die schwer zu übersehen ist. Seine zahlreichen Genre-Crossover und Songs über queere Liebe haben ihm eine einzigartige Nische im Country-Genre eingebracht.

Für sein drittes Album „Stampede“ hat er dann auch noch das Who-is-Who der Country-Szene und einige, die es noch werden wollen, um sich geschart. Er mischt Country mit Pop, Latin, Rock und singt dabei auf Englisch und Spanisch. Auf dem Cover ist er von hübschen und sehr liebesbedürftigen Menschen umringt – alles scheint perfekt. Doch wenn man auf Play drückt, folgt die Ernüchterung.

Die Liste seiner Duettpartner*innen ist länger als die Fransen an seiner Maske: Willie Nelson, Elton John, Allison Russell, Beck, Kylie Minogue, Noah Cyrus, Midland, Molly Tuttle – und das sind noch nicht alle. Warum ist das Album also eine Enttäuschung, wenn alles so vielversprechend scheint?

„Stampede“ startet mit einem Cover des legendären und queeren Country-Songs „Cowboys Are Frequently, Secretly Fond of Each Other“ von Ned Sublette, neu interpretiert von Orville Peck und Willie Nelson. Der Track nimmt auf humorvolle Weise Cowboy- und Schwulenklischees aufs Korn – eine ideale Wahl für Peck, der selbst schwul ist, diesen Klassiker neu aufleben zu lassen.

Doch danach folgen hauptsächlich generische, schnulzige Lieder. Der Ton des Albums ist uneinheitlich, und es fühlt sich eher wie ein Soundtrack oder eine Compilation an – das Gefühl einer kohärenten Platte fehlt meist.

Besonders die Versuche von Peck, Country und Pop zu vermischen, gehen oft daneben. Selbst einige der hochkarätigen Duette wirken fehl am Platz. Trotzdem gibt es auf „Stampede“, das auf seine Country-Rock-Platte „Bronco“ aus 2022 folgt, auch einige Highlights:

„Midnight Ride“ ist ein eingängiger Mix aus Country und Disco, bei dem sich Orville Peck Pop-Ikone Kylie Minogue und Diplo ins Boot geholt hat.

„Miénteme“ bietet eine erstklassige Mischung aus englisch-spanischem Country-Latin mit Sängerin Bu Cuaron, und auf „Chemical Sunset“ harmoniert er perfekt mit Allison Russell.

Einige Genre-Experimente funktionieren also, aber insgesamt ist das Album nicht ausgereift. Wer Pecks vorherige Platten kennt, weiß, dass er es besser kann.

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