Das von ihren zahlreichen Fans sehnsüchtig erwartete vierte Studioalbum „Romance“ steht nun endlich in den Startlöchern. Spätestens seit ihrem Debütalbum „Drogel“ zählen Fontaines D.C. zu den spannendsten Acts im Bereich Rock und Post-Punk. Nun soll der neue Studiostreich weitere Türen öffnen. Kurz vor der Veröffentlichung von „Romance“ trafen wir uns mit dem Gitarristen Conor Curley zum Interview und sprachen über Arbeitsprozesse auf Tour, musikalische Veränderungen und gesundes Selbstbewusstsein.
MusikBlog: Conor, viele Künstler*innen und Bands nehmen sich für den Songwritingprozess extra eine Auszeit. Ihr hingegen habt die meisten Parts und Ideen für euer neues Album „Romance“ auf eurer Tour mit den Arctic Monkeys zusammengetragen. Ist das bei euch so Standard?
Conor Curley: Nein, eigentlich nicht. Wir sind da überhaupt nicht festgefahren. Es ist halt so, dass man mittlerweile technische Möglichkeiten hat, die es einem an nahezu an jedem Ort erlauben, halbwegs professionell zu arbeiten. Das nutzen wir hin und wieder gerne aus. Einige Ideen und auch der eine oder andere komplette Song entstanden dann aber auch erst, als wir wieder daheim waren. Manche Sachen lassen sich dann unterwegs nicht komplett so umsetzen, wie man es sich vielleicht wünscht oder vorstellt. Dann warten wir ab und finalisieren die Dinge dann irgendwann zu Hause.
MusikBlog: Das weinende Herz auf dem Cover, der grüne, aber doch ziemlich kantige Titelschriftzug: Was hat es mit dem Albumtitel „Romance“ auf sich?
Conor Curley: Die Sache mit dem Albumtitel lief diesmal in der Tat etwas anders ab. Normalerweise kommt der Titel bei uns immer zum Schluss. Aber diesmal war der Song zum Titel schon vorher fertig und irgendwie hatten wir das Gefühl, dass der Titel auch für das komplette Album passen könnte – auch wenn wir bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wussten, dass wir bereits an einem neuen Album arbeiteten. (lacht)
MusikBlog: Driftet ihr mit euren Vorstellungen bei solchen Prozessen auch manchmal etwas weiter auseinander?
Conor Curley: Mittlerweile sind wir als Gemeinschaft so gefestigt und gewachsen, dass jeder offen für die Ideen und Gedanken der anderen Bandmitglieder ist. Natürlich diskutieren wir auch mal. Aber an einen hitzigen Disput kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern. Das kommt bei uns nicht vor.
MusikBlog: Wieder einmal schafft ihr es, euch musikalisch in einigen Bereichen neu aufzustellen. Man könnte fast meinen, das sei jedes Mal aufs Neue auch wieder das große Ziel bei euch, wenn es um die Produktion eines neuen Albums geht. Ist dem so?
Conor Curley: Ich würde jetzt nicht so weit gehen, dass wir uns bewusst jedes Mal irgendwie neu erfinden wollen. Aber es ist schon so, dass es uns wichtig ist, dass wir offen bleiben und uns als Band weiter entwickeln. Wir hören alle so verschiedene Musikstile und wir lassen uns von so unterschiedlichen Stilen inspirieren und beeinflussen. Da bleibt eine stetige Veränderung nicht aus.
MusikBlog: Ihr habt diesmal auch in den berühmten „La Frette“ Studios in Frankreich aufgenommen. Wie kam es dazu?
Conor Curley: Die Möglichkeit hat sich einfach ergeben und die „La Frette Studios“ sind einfach eine kultige Location. Ich meine, die Arctic Monkeys haben dort aufgenommen und auch „Skeleton Tree„, eines meiner Lieblingsalben von Nick Cave And The Bad Seeds, wurde dort eingespielt. Es war einfach ein tolles Gefühl, an einem Ort zu arbeiten, an dem schon so viel Musikgeschichte geschrieben wurde. Die Atmosphäre dort war schon sehr besonders.
MusikBlog: Ihr habt euch mit James Ford (Pet Shop Boys, Depeche Mode) diesmal auch einen neuen Produzenten mit an Bord geholt. Was war der Grund dafür?
Conor Curley: Nun, wir haben alle Alben zuvor mit Dan Carey aufgenommen. Wir waren auch immer total happy mit Dan und seinem Sound. Aber jetzt wollten wir einfach mal etwas Neues ausprobieren und schauen, wo uns die Ideen und Visionen eines neuen Produzenten hinführen. James ist ein toller Arrangeur und auch ein toller Mensch. Zudem ist er ein großartiger Musiker, der genau weiß, was auf der anderen Seite des Mischpults geschieht.
MusikBlog: Ihr seid mittlerweile alle von eurer Heimatstadt Dublin nach London gezogen – ein Ortswechsel, der für gebürtige Iren nicht immer ganz so einfach ist. Wie geht es euch in London? Habt ihr euch mittlerweile richtig eingelebt?
Conor Curley: Ich würde schon sagen, dass wir uns inzwischen alle sehr wohl fühlen. Es ist für die Band einfach der sinnvollste Ort, da hier unser Management und auch unser Label beheimatet ist. Ich wohne und arbeite sehr gerne in der Stadt. Ich habe mir daheim auch ein kleines Homestudio eingerichtet. Und seit einer Weile wohnt auch mein größerer Bruder nur eine Straße von mir entfernt. Der ist auch von Dublin nach London gezogen. So habe ich auch wieder engeren Bezug zu familiären Dingen, was sehr schön ist.
MusikBlog: Ihr seid jetzt schon ziemlich viel rumgekommen. Gibt es einen Ort, an dem du dir ebenfalls vorstellen könntest, dich noch einmal für längere Zeit niederzulassen?
Conor Curley: Wir haben in Amerika viele schöne Orte gesehen und entdeckt. Ich könnte mir aber auch Frankreich vorstellen, irgendwo auf dem Land. Ich weiß nicht, darüber habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht. Wie gesagt, aktuell passt London schon ziemlich gut.
MusikBlog: Ihr seid jetzt schon seit acht Jahren als Band unterwegs, habt in der Zeit sicherlich unheimlich viel erlebt. Erinnerst du dich noch an die Anfangstage? Wann wurde aus Spaß Ernst?
Conor Curley: Oh, wir haben das Ganze nie nur so zum Spaß gemacht. Wir hatten von Beginn an so eine naive Arroganz mit im Gepäck. Ich glaube, konstant zu reisen und auf Tour zu sein war unser erstes Zwischenziel. Danach haben sich die Dinge einfach sehr natürlich weiterentwickelt. Wir hatten eigentlich immer das Gefühl, dass wir eine tolle Band sind, die es irgendwie auch schaffen kann. Wenn man startet und es gleich von Anfang an ernst meint, dann erreicht man auch seine Ziele.
MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.