Eigentlich hatten sie ihr Projekt bereits aufgegeben. Isaac Holman und Laurie Vincent standen nach drei gemeinsamen Alben als Slaves vor dem Aus. Mit neuem Biss und neuem Bandnamen klingen sie jetzt noch einen Deut angriffslustiger als zuvor.
Soft Play nennen sie den Neustart und (über)treiben dabei die Ironien auf die Spitze. Soft ist an diesem kahl geschorenen Straßenköter von Album rein gar nichts. Das UK Punk-Duo spielt noch immer brettharte Rockmusik mit Rotz und Wasser. Gemacht, um das Gelee, aus dem die Platte gezogen ist, ordentlich zu versalzen.
Ob „Heavy Jelly“ den giftgrünen Wackelpudding auf dem Cover meint oder den Gegenteil-Tag ihres Bandnamens vorspinnt – Soft Play setzen auch auf Ungenießbarkeit.
In dieser Einstellung sind sie ihren Landsleuten von Sleaford Mods und Idles bis hin zu den schwedischen Krawall-Post-Punkern Viagra Boys nicht unähnlich. Musikalisch opfern sie sich nur bereitwilliger dem Wüterich des Nu- und Extrem-Metal.
„Act Violently“ etwa ist in der Strophe ein Kniefall vor dem Altar von Serj Tankian. Mit dessen Stakkato-Gesang, den der System-Of-A-Down-Sänger in „Chop Suey“ perfektionierte, kann Isaac Homan einiges anfangen und rechnet inhaltlich mal eben mit Idioten auf E-Scootern ab.
Aber auch das Riffing von Laurie Vincent hat gelegentlich mehr flinken Metal im Habitus als der Punk an Fingerfertigkeiten voraussetzt. In „Everything And Nothing“ reicht hingegen die Akustik-Klampfe für eine heisere Folk-Punk-Ballade als Finale.
Soft Play bestücken ihre raubeinigen Songs mit Themen, die nicht den großen philosophischen Überbau adressieren, sondern vom Schweiß im Fitnessstudio („Mirror Muscels“) bis unter die Erde reichen, um dort den Regenwürmern in ihrer immensen Funktion eine humorvolle Hymne zu schreiben (Worms On Tarmac“). Das Riff klingt dabei frappierend nach dem chromatischen Solo aus Green Days „Welcome To Paradise“.
In solchen Stücken ist eine aggressive Spielfreude bis hin zur Albernheit erkennbar, die dem Gegenteil dessen entspricht, was vor sechs Jahren Phase war, als sie kaum miteinander gesprochen hatten: „Es war der Tod, im Londoner Alexandra Palaces zu spielen und währenddessen zu denken: ‚Ich kann es kaum erwarten, von der Bühne zu kommen und nach Hause zu gehen‘“, so Laurie Vincent in der Rückschau.
Aus den Zerwürfnissen der Vergangenheit entsteht mit „Heavy Jelly“ ein neues Wir-Gefühl, das sich auch in den Pressefotos spiegelt, wo sich beide mit nacktem Oberkörper umschlingen. Das Gegenteil zu ihrem bis dato letzten Album „Acts Of Fear And Love“ vor sechs Jahren, als sie sich in getrennten Räumen ablichten ließen.
Das vorläufige Fazit: In trauter Zweisamkeit tobt es sich bei Soft Play neuerdings nachdrücklicher und schöner.