Was haben Herbert Grönemeyer, Eddie Vedder von Pearl Jam und Zach Choy, Frontsänger von Crack Cloud, gemeinsam? Genau wie Grönemeyer und Vedder nuschelt Choy, was das Zeug hält, lauscht man dessen Gesang auf „Red Mile“, dem neuen Album des Musik-Kollektivs aus Kanada.
Das tut dem Hörgenuss aber keinen Abbruch. Im Gegenteil: Das britisch anmutende Geschmetter des Frontmanns aus Calgary verleiht den Songs eine punkhafte Rotzigkeit, die auch 50 Jahre nach den Sex Pistols nichts von ihrem Charme einbüßt.
„Red Mile“ ist das dritte Studioalbum von Crack Cloud. Die Band, die in den knapp zehn Jahren ihres Bestehens einen bunten Strauß an Grenres, Einflüssen und kulturellen Versatzstücken der Post-Punk-Ära in ihrer Musik verarbeitet hat, tritt mit dem neuen Album gereift und mit durchgestrecktem Rücken vor ihr Publikum.
Viel ist von der teenage angst verschwunden, die die vorherigen Alben durchzog. Aber auch auf „Red Mile“ schwingt ein leicht zynischer Unterton mit; zum Beispiel, wenn Choy im Song „Epitaph“ davon erzählt, dass alle Kritik am Zeitgeist letztlich Plattitüde ist, und dass es keinen finalen Akt gibt, sondern nur „tausende Plateaus“.
Was bleibt, ist die sardonisch-augenzwinkernde Haltung einer Band in der Post-Postmoderne. Wo man zwar in rebellischer Pose die geballte Faust zum Himmel streckt, man aber letztlich nie so richtig in alte Punk-Allüren verfallen will.
Diese Lebensbejahung, die aber nie ins Oberflächliche abdriftet, zieht sich durch das gesamte Album. Was sich beim Vorgänger-LP „Tough Baby“ angekündigt hat, findet auf „Red Mile“ seine Vollendung: Alles klingt runder, poppiger und eine Spur polierter als auf den vorherigen Scheiben.
Und diese unverkrampfte Attitüde merkt man der Band an, wenn sie sich im Video zur zweiten Singleauskopplung „The Medium“ über den Ausverkauf von Punk lustig macht, ohne aber mit dem Finger auf andere zu zeigen.
Denn irgendwie sind wir ja alle ein bisschen daran schuld, dass Punk zur Worthülse verkommen ist. In diesem Sinne: Punk ist tot, es lebe der Punk.