Vom ersten Spotify-Stream zum Major-Deal hat es bei Benjamin Amaru nicht lange gedauert. 2018 wurde seine Single „You Don´t Know“ zum Spotifyhit und bescherte ihm nicht nur über 400.000 regelmäßige Hörer, sondern auch einen Labeldeal mit Warner.
Der Sohn einer Iranerin und eines Schweizers ist in Appenzell in der Schweiz aufgewachsen und ein klassischer Wohnzimmerkomponist. Seine überbordende Kreativität und Tatendrang haben zu bisher 80 Titeln aus seiner Feder geführt, 14 davon landeten auf seinem Debütalbum „i always remember all of my dreams“.
Zunächst fällt einem die Stimme auf, die warm und ein wenig knödelig sofort Sympathien weckt und nicht zufällig an Hozier denken lässt, ohne dessen Wucht zu haben. Beim Opener „That Life“ pusht sie sich dynamisch zum eingängigen Refrain, beim folgenden „A Pill“ atemlos zu poppigem „Woohoo“-Gesangseinlagen. Dabei zelebriert Amaru feingetunten Songwriting-Pop.
Ein Gespür für stimmige Melodien und wann man den Spannungsbogen genug gespannt hat, wohnt jedem seiner Titel inne. Dabei spielt Benjamin Amaru mit klassischen Pop-Elementen ebenso wie mit dem Folk-Handwerk („My Way“) oder daddeligem Schlafzimmer-Elektro-Pop („Lost In The River“). Herausragend dabei immer das Songwriting, das sich dem Storytelling ebenso verschrieben hat wie der gnadenlosen Selbstreflektion.
Das führt zu intimen Momenten bei der zarten Pianoballade „Everything“ oder ausgelassenen Geschichten von besseren Zeiten beim freudigen „Jonny´s Lancia“. Es lässt uns an der Akustiksession von „Lighthouse“ teilnehmen, den Saitenschlag von „Waiting“ widerhallen, bis der Beat den Spannungsbogen löst und Amaru den Titel dem 80er Synthie-Pop opfert.
Abwechslungsreich schlängelt sich der Musiker durch seine eigene, keineswegs ziellose Vielseitigkeit. So verneigt sich „Heart Of Gold“ vor dem eigenen Können und wendet sich scheu der Percussion zu. Im Rhythmus der Stimme schmeichelt sich der Titel verschroben, dem Blues zugewandt, ins Gehör.
So verstört das hibbelige „Let Go“ zunächst, findet aber mit eindringlichen Akkorden und einem frohgemuten Gesang sofort wieder seinen Weg in die Eingängigkeit.
Amaru erzählt vom Alltag so, dass sich jeder damit identifizieren kann. So verfällt er bei „Home Now“ nicht nur dem Heimweh, sondern berichtet auch davon, wie es sich anfühlt, etwas zum ersten Mal zu machen.
Er erzählt wenig später von „Your Mom“ in einem hoch getakteten Pianotrack mit Sogwirkung und schwoft glücklich mit Laura Alden in „Slowly Dancing“ – schöne Worte hauchend – dem Ende der Welt entgegen.
Oder im Falle von „Your Answers To My Question (What Is Life ?)“ zu einer Erörterung dessen, was denn das Leben wirklich ist. „Life is living, not just existing“. Das regt nicht zur zum Nachdenken und Schmunzeln an („Life is Zucchini“?).
Amaru überzeugt mit seinem erfrischenden, abwechslungsreichem Debütalbum, das den Begriff Songwriting-Pop definiert. Und das genau darum unbedingt auf eurer Playlist landen sollte.