Imagine Dragons haben eine lange musikalische Reise hinter sich. Von ihren Pop-Rock-Anfängen bis hin zu ihren epischen Elektro-Pop-Hymnen – jetzt scheinen sie ihren Platz gefunden zu haben: verspielte Popmusik.
Ist es schlimm, sich ganz dem Radio-Mainstream hinzugeben? Ist es schlimm, sich in einer kreativen Identitätskrise zu befinden und sich von den Rockwurzeln zu entfernen? Beides kann man getrost mit Nein beantworten.
Die Truppe aus Las Vegas, Nevada, ist total happy mit ihrem Pop-Sound. Für ihr sechstes Album „Loom“ haben die Bandmitglieder Dan Reynolds, Wayne Sermon und Ben McKee alle Songs selbst geschrieben. Unterstützung kam aus Schweden von den Produzenten Mattman & Robin, die eigentlich für ihre Arbeit mit ehemaligen Disney-Stars und Eurovision-Künstlern bekannt sind.
Man weiß also, was einen erwartet. Auf ihrem vorherigen Album „Mercury“, das in zwei Teilen veröffentlicht wurde, haben Imagine Dragons schon versucht, etwas experimenteller zu sein. Doch das Ergebnis war am Ende immer noch kommerzieller 08/15-Pop ohne viel Tiefgang. Genau dieses Erfolgsrezept haben sie jetzt auch bei „Loom“ angewendet – nur ohne Experimente.
Dan Reynolds brüllt die Refrains weiterhin wie ein Kriegsschrei – vermutlich sein Ventil, wenn er gerade nicht als Jiu-Jitsu-Kämpfer unterwegs ist (Ja, richtig gelesen: Im Jahr 2023 trat der Sänger bei einem Turnier der Jiu-Jitsu World League an der UCLA an und holte in der Weißgurtklasse eine Bronzemedaille).
Kommen wir zurück zur Musik: Schon mit den vorab veröffentlichten Singles „Nice to Meet You“ und „Eyes Closed“, auf denen sie Pop-Rock und Trap mixen wollten, aber künstlerisch etwas daneben lagen, wurde klar, was „Loom“ für eine Platte werden wird.
Die Radio-Bosse werden sich bei dem Sound die Finger lecken, aber Rockfans verstecken sich wahrscheinlich lieber unter der Bettdecke. Das kommerzielle Sahnehäubchen ist der Remix von „Eyes Closed“, den sie zusammen mit dem Reggaetón-Star und Radioliebling J Balvin gemacht haben.
Abgesehen davon, dass sich die Imagine Dragons weder weiterentwickelt haben noch versucht haben, die experimentelle Richtung ihres letzten Albums weiter auszuloten, ist die neue Platte auch noch verdammt kurz.
Die Songs fließen wie Butter ineinander und ergeben einen riesigen Monster-Radio-Pop-Song, der nichts anderes im Sinn hat, als uns Ohrwürmer und belanglose Melodien in den Kopf zu setzen.
Ist „Loom“ ein schlechtes Album? Auf keinen Fall. Die Drachen werden mit ihrer Musik sicher viele Fans gewinnen und großen Erfolg haben. Ist „Loom“ ein Meisterwerk voller Tiefe, Emotionen, beeindruckendem Songwriting und genreübergreifendem Sound? Eher nicht.