Charli XCX gehört zu der seltenen Riege von Künstler*innen, die nicht klingen wie andere, sondern bei der andere klingen wie sie. Als stilprägende Ikone hat sich Charli XCX so – auch abseits des nächsten großen Mainstream-Erfolgs – eine treue Fanbase aufgebaut. „BRAT“ belegt mal wieder: vollkommen zurecht.

Wenn man die Britin in eine Bubble stecken möchte, dann wohl am ehesten in die von Caroline Polachek und Rina Sawayama, die ähnlich wie Charli XCX selbst ein beeindruckendes Händchen für weirde Beat- und Sound-Kombinationen gepaart mit einer grundsoliden Lässigkeit haben.

Doch auch in dieser Truppe nimmt Charlotte Emma Aitchison, wie Charli XCX bürgerlich heißt, eine ganz eigene Rolle ein: Ihr Synth-Pop spürt den House-Beat im Nacken.

Auf „BRAT“ ist diese Entwicklung der letzten Platten endgültig angekommen. Etwa im sample-trächtigen Dancefloor-Banger „Club Classics“ (Meta-Ebene!) oder in der Vorab-Single „Von Dutch“, die mal wieder ein ganzes Pop-Jahr mit ihrer permanenten Repetition prägt.

An anderen Stellen wird es sogar noch drastischer – „Everything Is Romantic“ lässt seine Beats ungefiltert durch die Lautsprecher dröhnen und klingt dabei wie eine weniger erzwungene Version von Sam Smiths und Madonnas „VULGAR“.

„Girl, So Confusing“ hingegen bringt etwas mehr Art-Pop in den Club und schichtet die unterschiedlichsten Beats und Sounds in wirren Verflechtungen aufeinander. Klingt gut.

Dass Charlis Stimme in all dem Wabern, Verzerren und Geräusch-Taumel noch auffällt, ist dem starken Songwriting zu verdanken. Das ist nie zu gefällig und wagt auch mal etwas schrägere Töne wie im Dauer-Loop „I Think About It All The Time“, nimmt sich auch mal die Zeit für etwas Introspektive.

Dafür ist der einzige ruhige Track inmitten des ganzen Dröhnens da, der mit Hyper-Pop auf Sparflamme die eigenen Selbstzweifel versammelt. „I Might Say Something Stupid“ heißt dieser besondere Track, der neben all der Überschwänglichkeit mit Textzeilen wie „I don’t feel like nothing special“ fast unwirklich erscheint.

Ein Stückchen Herz steckt hier neben all dem Hedonismus also auch. Am Ende ist „BRAT“ aber vor allem das Zeugnis für den Titel, den der letzte Track Charli feierlich überreicht: Das „365 Partygirl“ hat wieder abgeliefert. Andere haben da einiges aufzuholen.

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Album

Linkin Park – From Zero

Album

Orville Peck – Stampede

Album

Benjamin Amaru – i always remember all of my dreams

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke