„When We Were Beautiful & Young“, Vorab-Auskopplung vom neuen Album „Five Ways To Say Goodbye“ von Mick Harvey, blickte zurück auf einen erfüllten – im zugehörigen Video mit privaten und musikalischen Weggefährten des Interpreten umfassend bebilderten – Lebensweg, so, als wäre der Mär vom Altern in Würde ein Song auf den Leib geschrieben worden.
„Five Ways To Say Goodbye“ wird deshalb nicht zum Schlussakkord, zu dem der 65-Jährige ansetzt, es ist die fünfte Ausgabe seiner Reihe mit Neuauflagen von Songs plus Eigenkompositionen, die mit „One Man’s Treasure“ ihren Anfang nahm.
Harvey besteht darauf, dass die enthaltenen Cover-Versionen keine im konventionellen Sinn sind, sondern sich als Ausdruck von Veränderlichkeit einer Ursprungsidee verstehen.
Das Gros der Nummern, die Mick Harvey unter der Agenda „Abschied und Abschied nehmen“ zusammengestellt hat, besteht aus Werken seiner Landsleute, sie reichen von Ed Kueppers „Demolition“ über „We Had An Island“ von der All Star-Kombo Fatal Shore bis „Nashville High“ von Lo Carmens, ergänzt per „Heaven’s Gate“ und „The Art Of Darkness“ mit Stücken aus der Feder des Melbourners.
Der Multiinstrumentalist knüpft ein Netz aus Melancholie und Moll-Balladen, deren Gemeinsamkeit ein üppiger Streichereinsatz ist, der „Setting You Free“ von David McComb in fiebriges Liebesleiden versetzt, den „Ghost Ships“, die schon leise durch „Alone With The Stars“ schipperten, etwas von dem Wind aus den Segeln nimmt sowie den The Saints im Original mit staubigen Pop-Punk dort hinein pustetet.
Harveys Arrangements füllten zuletzt im Duett mit Amanda Acevedo „Phantasmagoria In Blue“, gemeinsam interpretieren sie diesmal Lee Hazelwoods „Dirtnap Stories“, die Revision von Marlene Dietrichs Berliner Stimmungsbild „A Suitcase In Berlin“, bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht, ist ebenfalls vertreten.
Das so unaufgeregt Markante Harveys Stimme trägt wesentlich die Album-Atmosphäre. Bei den eher feierlichen denn pathetischen Tönen glaubt man kaum, dass dieser Mann zum Kern einer Generation australischer Musiker*innen gehörte, die Selbstzerstörung in brodelnde Musik kanalisierten, selbst wenn er immer den Abstand von den Exzessen seiner Kolleg*innen bewahrte.
Wenn Mick Harvey mit Neil Youngs „Like A Hurricane“ das Album schließt, hat sich „Five Ways To Say Goodbye“ als Soundtrack für eine wohlwollende Auseinandersetzung mit der Endlichkeit empfohlen.