In „Verbunden Sein“ steckt jede Menge Liebe zum Detail. Das ist wohl das allererste, was diese zweite Platte des Hamburger Singer/Songwriters Karwendel ins Ohr flüstert. Dass hier eigentlich eine One-Man-Show dahinter steckt, möchte man den sorgsamen Arrangements gar nicht abkaufen. Herauskommt dabei aber ein berührendes Stück Liebhaber-Musik.
Diese Vielschichtigkeit, in der man regelrecht versinken kann, hat ihren Ursprung in Nordfriesland: Dort nahm Sebastian Król, so der Name des Masterminds hinter Karwendel, gemeinsam mit sieben anderen Musiker*innen seine zweite Platte auf.
Was auch immer in der Luft dieses Raums war – das Ergebnis ist ambitioniert. Immer an den Stellen laut, wo es Dynamik braucht, aber auch mal leise, wenn es wehtun soll.
Als Inspiration zählt Król unter anderem Bonnie ‚Prince‘ Billy und bell hooks‘ Buch „Alles über Liebe“ auf. Das ergibt Sinn, wenn die Platte immer wieder zarte Metaphern und Wortmalereien auf wattige Soundflächen stoßen lässt.
Beim Hören kommen dennoch auch Assoziationen an bereits etablierte Acts wie Gisbert zu Knyphausen, Husten oder auch Enno Bunger auf, die dem Singer/Songwriter-Genre ebenfalls eine gewisse Opulenz zumuten.
Bei Karwendel lässt sich diese auf unterschiedliche Weise blicken. Zum Beispiel in der jazzigen Verzweiflung von „Trost“, den wunderschönen Background-Vocals von Anna Wydra und Marianna Ceesay in „Nur ein Schritt“ oder auch den tiefen Bläser-Strukturen, die Linus Kleinlosen immer wieder über die Platte gießt.
So ist Karwendel im Szene-Vergleich vom Typ der aufgeschlossenen Sorte und durchaus bereit, sein Sound-Umfeld breit anzulegen.
Über all dem thront Król selbst, der mal alleine, mal im Dialog mit Wydra und Ceesay seine zaghaft optimistischen Lyrics ins Mikrofon haucht. Selten wird er dabei laut, die allgemeine Stimmung bleibt rührselig, rücksichtsvoll und vorsichtig.
Nächstenliebe ist hier das Thema, das auf poetischen Ausdruck im Sprachlichen und Musikalischen trifft. Dazu ist die beherzte Suche nach dem kleinen bisschen Trost, dem kleinen bisschen Guten im sonst so Düsteren ein Leitbild, das der Platte ein großes Gewicht verleiht.