Ein sphärisches Intro, dann taucht Wilhelmine ein in die verschluckende Magie der Hauptstadt („Frei“). Die junge Sängerin weiß, wovon sie singt. Geboren und aufgewachsen in Berlin, zog es Wilhelmine nach einer Lebensphase in der westdeutschen Ferne zurück zu ihren Wurzeln – und die liegen in Berlin begraben.

Im Gegensatz zur verträumten Genrekollegin Lea singt Wilhelmine weniger über rosaroten Herzschmerz, sondern mehr über die Geschichten und Gefühle des Alltags – ihres Alltags. Präsentierte sich das Debütalbum „Wind“ noch wie ein inhaltlicher Rückblick, zeigt Wilhelmine nun mit „Meere“, was sie im Hier und Jetzt bewegt.

Neben dem erdrückenden Zauber der Spreemetropole beschäftigt sich Wilhelmine auch mit ihrer allerbesten Freundin „Paula“. Während die Urheberin ihre Seelenverwandte lyrisch umarmt, pumpt positiv gestimmter Deutsch-Pop durch die Boxen.

Wahlweise in Richtung Tanzfläche schielend oder sich nur ans Klavier schmiegend, musiziert sich die junge Sängerin durch ein Genre, das sich dankbar zeigen sollte, dass da endlich mal wieder jemand mit einer Idee für einen neuen Farbanstrich um die Ecke kommt.

Sicher, oberflächlich betrachtet erfindet Wilhelmine den Deutsch-Pop nicht neu. Im Gegensatz zu vielen anderen ähnlich gestrickten Kolleg*innen garniert sie das Ganze aber mit verschiedensten Atmosphären. So breitet sich nicht nur beim aufwühlenden Queer-Drama „Viele“ eine ergreifende Stimmung im Hörerzimmer aus.

Wilhelmine stampft mit ziemlich großen Schritten durch die Pop-Landschaft. Dabei saugt sie nicht nur Vieles auf, sondern trägt auch Vieles weiter. Mit ihrem zweiten Studioalbum berührt Wilhelmine all jene Menschen, die ihrem Alltag mit Neugierde und Aufmerksamkeit begegnen.

Wer sich hier angesprochen fühlt, der muss auch nicht zwingend ein Fan von Lea, Mark Forster und Co. sein. Der ansteckenden Positivität der Berlinerin kann man sich auch als Rock- oder Jazz-Fan nur sehr schwer entziehen.

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