Thom Yorke ist kein unbeschriebenes Blatt, wenn es um Soundtrack-Kompostition geht: Bereits für den 2013er Film “The UK Gold” oder “Suspiria” von 2018 schrieb der Brite die Musik und heimste dafür zahlreiche Nominierungen ein – sogar für einen Grammy.

Allerdings ist seine letzte Soundtrack-Arbeit bereits sechs Jahre her. Seitdem ließ Yorke die Füße gewiss nicht still und sorgte sowohl mit Solo-Output, als auch mit bereits zwei Alben des Nebenprojekts The Smile für einiges an Furore – ohne auch nur einen neuen Song seiner Hauptband Radiohead.

Das Sujet beim diesmaligen Soundtrack ist der italienischsprachige Film “Confidenza” des Regisseurs Daniele Luccetis, der auf dem Roman gleichen Namens von Domenico Starnone basiert.

Das Drama dreht sich um verbotene Liebschaften und gefährliche Geheimnisse, die – in den richtigen Händen – dazu in der Lage sind, ganze Existenzen zu ruinieren. Gleich zu Beginn liegt also eine gewisse Spannung in der Luft des Films.

Die weiß Yorke vom ersten Augenblick an im Soundtrack einzufangen, denn der Sänger spielt mit düsteren Harmonien und lässt sie kontrolliert mal in wärmere Gebiete, aber generell eher in misstrauische und unter der Oberfläche brodelnde Richtungen ausbrechen.

Für den Soundtrack arbeitete Thom Yorke sowohl mit einer handgepickten Jazz-Combo, als auch mit dem London Contemporary Orchestra zusammen und zeigt so schon auf dem Papier, dass hier Welten aufeinanderprallen.

Erst ist es das minutenlange Rumoren von Streichern, das die Nerven bis an den Punkt des Zerreißens bringt, dann schlägt ein jazziger Track wie “Prize Giving” seine Bahnen und bringt gefährlich wirkende Liebe und Sexappeal in die Situation.

“Knife Edge” wiederum injiziert nahezu kindliche Nostalgie in die Mischung und stellt dabei einen der wenigen Tracks dar, auf denen Yorke selbst singt – ganz sachte und sanft, begleitet von einem lieblichen Klavier.

Der Songwriter vereint dabei oftmals organische mit elektronischen Klängen – gewiss keine Neuheit für eingefleischte Radiohead-Fans. Jedoch ist es nach wie vor spannend, Yorke bei der bei dem zuzuhören, was er seit nun schon Jahrzehnten am besten kann.

Kaum jemand schafft es so wie der Radiohead-Frontmann, mit einem Mix aus Erdigkeit und künstlichen Klängen eine derart intensive und gleichzeitig subtil arbeitende Gefühlswelt aufzubauen.

Wer auch immer Thom Yorke um einen Soundtrack bittet, muss keine halbherzige Arbeit befürchten – das belegt der Soundtrack zu “Confidenza” ein weiteres Mal und legt eine komplexe, durchschlagende, aber jederzeit nachvollziehbare und spannende Emotionsstudie hin.

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