Von der Freude am Auflegen zur Freude an tanzbarer Vielfalt. Nicht, dass The Black Keys jemals in Verdacht standen, Trübsal zu blasen, so haben sie sich dennoch nie absoluter der guten Laune verschrieben als auf „Ohio Players“.
Dan Auerbach und Patrick Carney stellen zusammen eines der prägendsten und erfolgreichsten Duos der jüngeren Rockgeschichte, das mit den zurückliegenden Veröffentlichungen trotzdem häufiger hinter den Erwartungen blieb, die ihre Glanztaten von vor rund 14 Jahren auftürmten.
Neue Ansätze scheinen beim vierten Album in fünf Jahren daher angezeigt. Zwei davon sind offensichtlich: Einerseits haben sich die beiden auf Tour angewöhnt, neben den Shows auch Partys zu veranstalten, auf denen sie Skurriles und Abseitiges aus ihren privaten Plattensammlungen auflegen.
Bei sogenannten Record Hangs schmeißen der Gitarrist und sein Schlagzeuger 45er Singles auf die Plattenteller, zu denen sich das Publikum die verkürzten Tanzmuskeln lockert. Neben Rock’n’Roll, Cumbia und Garage kommt dabei vor allem Soul zum Tragen.
Das schlägt sich unmittelbar auf die Platte nieder. Mit dem filmreifen „I Forgot To Be Your Lover” gelingt The Black Keys einer ihrer besten Soulsongs überhaupt. Im breitbeiniger arrangierten „Fever Tree“ verschmelzen Soul mit Blues und Co-Autorenschaft.
Die Ohio Players gibt es im Übrigen tatsächlich. Eine soulige Funk-Band, die aus derselben Ecke wie The Black Keys stammt. Der Lokalkolorit verfängt hier folglich in Titel und Sound.
Noch entscheidender als solche Querverweise und die Record Hangs sind aber die namhaften Gäste, mit denen Auerbach und Carney zur Bigband aufstocken und eine ungekannte Vielfalt in ihr Ouvre schummeln.
So hat etwa Beck Hansen bei der Hälfte der 14 Stücke seine Finger im Spiel. Das schmissige „Beautiful People (Stay High)“ klingt noch nach einer wohlfeilen Schnittmenge aus beiden Welten.
Bei „Paper Crown“ kippt alles in Richtung Beck, der sich mit Memphis-Rapper Juicy J das Mirko teilt.
Apropos Rap, daran haben The Black Keys auch einen Narren gefressen und entlassen die Laissez-faire-Nummer „Candy And Her Friends“ nach der Hälfte in den Hip-Hop von Lil Noid.
Beides geglückte Überraschungen, die nur noch von Noel Gallagher getoppt werden, wenn „On The Game“ unüberhörbar seine Handschrift trägt.
Und nicht nur im erneut angenehm souligen „You’ll Pay“ steht Gallagher in den Songwriter Credits, auch im Four-To-The-Floor-Stampfer „Only Love“. Allesamt Songs, die das festgefahrene Rock’n’Roll-Klischee vorheriger Black-Keys-Alben aufbrechen.
Stattdessen hätten sie ein Samstag-Nacht-Party-Album machen wollen. Eines, das sie auf breiter Front zum Tanzbarsten drängt, was der Indie-Rock zu bieten hat. Mit Spaß, Soul, Hip-Hop und großen Namen auch endlich wieder mit Überraschungseffekt.