Im Zentrum von Friedrichshain, direkt an der belebten Warschauer Straße, begann sich das Astra Kulturhaus gestern schon früh allmählich zu füllen. Ausgestattet mit Bier und Weißweinschorle schlenderten die Besucher*innen durch die Räumlichkeiten, zogen sich in den Raucherbereich zurück oder sicherten sich am Merchandise-Stand einige Andenken des Hauptacts Declan McKenna oder der Vorband Soft Launch.
Declan McKenna ist bekannt dafür, aufstrebende Talente für seine Tourneen als Support Acts auszuwählen. Newcomer*innen wie Wet Leg, Alfie Templeman und CMAT sind nur einige Beispiele. Auch für seine aktuelle Tour hat McKenna mit Soft Launch ausgezeichnete Neulinge aus dem Hut gezaubert.
Kurz nach 20:00 Uhr erschien die Londoner Rock-Band Soft Launch auf der Bühne. Die fünfköpfige Truppe brachte das Publikum in Schwung und hinterließ trotz ihres knappen, halbstündigen Auftritts einen bleibenden Eindruck durch ihre charmante und jugendliche Präsenz.
Es dauerte nicht lange, bis die Bandmitglieder von McKenna leise die Bühne betraten. Kurz darauf folgte der Star des Abends. Lässig gekleidet in einem Tanktop, einer Chinohose und weißen Sneakers, begann Declan sofort mit seiner Performance.
Die erste Singleauskopplung „Sympathy“ von seiner neuen Platte „What Happened To The Beach?“ machte den Auftakt und das Publikum sang lauthals mit. Der Indie-Rocker zeigte deutlich seinen Stolz auf seine aktuellste Veröffentlichung. Schon bei den ersten Liedern war er kaum zu bremsen und zappelte voller Energie über die Bühne.
Nach dem dritten Lied, „Mulholland’s Dinner and Wine“ grüßte McKenna kurz seine Zuhörerschaft und setzte dann seine Darbietung fort. Der Brite war sichtlich kein Freund vieler Worte und hat während des gesamten Konzerts weniger als drei Sätze mit den Zuschauer*innen gewechselt. Stattdessen entfaltete er seine Kraft voll und ganz in seiner Live-Show.
Wie von einer Tarantel gestochen rannte, schwankte und tanzte der Pop-Rebell zu seinen Songs, wechselte permanent die Gitarren und ließ sich von nachtclub-artigen Neonlichtern bestrahlen.
Das Publikum zeigte sich textsicher und besonders bei Diskografie-Highlights wie „Make Me Your Queen“ oder „Beautiful Faces“ übertönten die lauten Gesänge der Fans fast die Stimme des Sängers.
Wie Declan McKenna während einem seiner weniger gesprochenen Worte angekündigt hatte – er spielte ein bisschen von allem. Zu den neueren Songs gesellten sich bekannte Hits von seinem Debütalbum „What Do You Think About The Car?“ und dem zweiten Album „Zeros„.
Als die ersten Klänge seines wohl berühmtesten Songs „Brazil“ erklangen, einer kritischen Auseinandersetzung mit der FIFA-Entscheidung, die Weltmeisterschaft 2014 an Brasilien zu vergeben, war das Kreischen aus dem Publikum überwältigend und markierte den Höhepunkt des Abends.
Es erschien fast schon kurios, dass danach noch „The Phantom Buzz (Kick In)“ und die Ballade „It’s An Act“ gespielt wurden.
Die Band und McKenna verließen die Bühne, doch der sofort einsetzende Ruf nach einer Zugabe ließ sie nicht lange wegbleiben. Dem drängenden Wunsch der Fans folgend, kehrte Declan barfuß zurück und beeindruckte mit „Eventually, Darling“. Wie auch schon während des gesamten Konzerts bildete sein schlaksiger Körperbau einen auffälligen Gegensatz zu seinem immensen musikalischen Talent.
Declan McKenna, bekannt dafür, seine politischen Ansichten offen zu vertreten, rundete das anderthalbstündige Konzert mit dem energiegeladenen Dance-Punk-Song „British Bombs“ ab. Die Menge war elektrisiert, tanzte und sprang, angefeuert durch die letzte Performance von dem Energiebündel auf der Bühne.
Gewohnt wortkarg und nur mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen verabschiedete sich der 25-jährige Brite dann und verließ die Bühne. Aus den Lautsprechern erklang „Slipping Through My Fingers“ von ABBA, das McKenna 2023 gecovert hatte und das auf der Setlist gefehlt hatte — wie passend.