In seiner Kunst ist Josiah Wise alias serpentwithfeet kompromisslos und vollumfänglich queer: Der Sänger aus Baltimore wählt mit jedem neuen Album ein neues Setting, in dem er schwule Geschichten über Liebe und Sinnlichkeit erzählt.

Soil“ von 2018 war ein mitreißendes Werk über Liebeskummer und Herzschmerz, das eher leidend und schmachtend geriet; „DEACON“ drei Jahre später wiederum war die emotionale Kehrtwende, in der es um Liebe, Lust und Liebhaberei ging.

Was allerdings alle Tracks des Musikers verbindet, ist die Liebe zu gefühlvollem R&B, der zwischen Trap und Soul der 2000er mal mit intensiven, mal mit introspektiven Sounds, aber immer mit subtilem Songwriting punktet.

Auf „GRIP“ sieht es nicht anders aus und serpentwithfeet erzählt auf seinem dritten Album nach Herzschmerz und Liebesglück kleine, aber intime Geschichten, die in schwarzen Schwulenclubs geboren werden.

Es geht um die schnellen Momente, in denen getanzt wird, in denen man sich näher kommt, sich berührt und kurz in die Augen sieht, vielleicht nicht einmal ein Wort miteinander wechselt, aber trotzdem dieses Knistern in der Luft spürt und genau weiß, dass man die Nacht zusammen verbringen wird – und zwar nicht einmal unbedingt noch im Club.

Die minimalistischen Arrangements eignen sich generell gut, um diese kleinen, flüchtigen Augenblicke abzubilden: Neben dem Beat selbst sind es meist nur einfache, pointierte Soundakzente im Hintergrund, die den Ton angeben.

So schweben die Songs leicht zwischen dem nostalgischen R&B und angedeuteten Dancehall-Beats, ohne sich jemals zu sehr zu verfestigen – ganz der Flüchtigkeit nach, in der man sich auf der Tanzfläche findet, wenn man die Nähe der Menschen drumherum spürt.

Diese Flüchtigkeit im Songwriting sorgt allerdings auch dafür, dass die zehn Tracks nie auf einem festen Fuß stehen und stattdessen ohne Orientierung im Raum liegen. Jeder Song wirkt wie nicht zu Ende gedacht, wie ein Statement, das nach dem Aussprechen keine Subtanz dahinter hat.

Was sich bereits bei den ersten Alben zeigte, entfaltet sich auf „GRIP“ ganz besonders: Die Dynamiken und Spannungsbögen sind so kurz und flach, dass die Platte lediglich ruhig vor sich hin plätschert und den eigentlich so spannenden Momenten, die sie beschreibt, nicht gerecht wird.

So gestaltet es sich schwierig, die wirkliche Aufregung und Energie, über die serpentwithfeet singt, nachzuvollziehen. „GRIP“ reißt kaum mit und ist so subtil erzählt, dass es sich in seinem eigenen Minimalismus verliert.

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