„The Past Is Still Alive“. Wenn man sich das Cover des neuen Albums von Hurray For The Riff Raff ansieht, dann stimmt das definitiv. Als hätte jemand Paint von Windows entdeckt, wurde hier auf einem Bild von Alynda Segarra rumgekrakelt. Etwas missmutig mit Cowboyhut in der Badewanne sitzend, lässt Alynda keine Zweifel am Musikgenre.
Hier vermählen sich Country und Folk im Hobostil unter Alyndas Stimme, die sich im Laufe des Albums verdächtig Sheryl Crow annähert. Alynda hat Puerto Ricanische Wurzeln, war jahrelang als „Ramblin‘ Gal“, als Hobo, durch Amerika unterwegs, wurde Mitglied des „Dead Man Street Orchestra“, mit dem sie auf Güterzügen durchs Land tourte und wurde schließlich in New Orleans heimisch.
Mit Hurray For The Riff Raff möchte Alynda Segarra den erdigen Woodie-Guthrie-Sound wiederbeleben, was auf „The Past Is Still Alive“ auch gelingt, allerdings mit allerlei modernen Einflüssen.
Songs wie „Alibi“ hingegen sind straighter Countryfolk. Sofort fällt Alyndas klare Stimme auf, die über den surrenden Gitarren und scheppernden Drums, croont. Um Verständnis bittend, schwört sie die Liebe mit allerlei Wunschvorstellungen ein.
Eine Band zu gründen, ist einer dieser Wünsche. Keine schlechte Idee wohl, denn Songs wie „Buffalo“ oder „Hawkmoon“ gefallen mit stimmigem Countrysound, dem eine beschwingte Rockattitüde innewohnt. So lässt „Hawkmoon“ nicht umsonst an die bereits angesprochene Sheryl Crow denken.
Auf folkigen Pfaden dudelt sich das nette Wortspiel „Collossus Of Roads“ unter die Bettlaken der Zwischenmenschlichkeit, während „Vetiver“ mit jaulendem Saitenkatzenjammer den Blues beschwört.
„Hourglass“ trauert, im Balladenschwof Geschichten erzählend, der unerfüllten Liebe nach.
„Dynamo“ stellt sich wieder als „Sheryl-Crow-Soundalike“ heraus.
„The World Is Dangerous“ schwelgt in Akustikharmonie im Duett und offenbart ganz neue Seiten von Alynda Segarra.
Das Album öffnet sich spät, derweil gibt es vieles zwischen den Zeilen zu entdecken, denn Segarra hat viel gesehen und erlebt. Am eindringlichsten verdeutlicht das „Snakeplant ( The Past Is Still Alive)“: Eine Lifestory vollgepackt mit so manchen Scheidewegen und erdigem, knarzigen Sound.
Das bietet später auch das schwerfällige „Ogallala“ auf. Ein orchestrales, in die Kakophonie entgleitendes Finale, das dennoch für ein Highlight sorgt.
Betrachtet man die Lebensgeschichte von Alynda Segarra, bekommen auch ihre Songs eine ganz neue Qualität. Das sind echte Geschichten vom Leben am Rand der Gesellschaft, von den Freuden der kleinen Dinge und der Suche nach den eigenen Wurzeln.
Denen hat sich Alynda wohl ihr Leben lang verwehrt und stets ihren eigenen Weg durchs Leben gesucht. So ist „The Past Is Still Alive“ ein wohlgewählter Titel für diese persönliche Aufarbeitung im musikalischen Countryformat.