Unangepasst, chaotisch und wunderbar auf den Punkt: Wer in der sonst doch eher selten mit dem Finger auf Problemzonen zeigenden Elektro-Pop-Branche auf tiefergehenden Stimmenfang geht, der stolpert irgendwann zwangsläufig über die ausgestreckten Beine der drei Berliner Jen Bender, Raphael Schalz und Chriz Falk:
Unter dem Grossstadtgeflüster-Banner zappelnd, marschiert das Trio nun schon seit über 20 Jahren vorneweg, wenn es um meinungsstarke Attitüde und ungefilterte Genresounds geht.
Auch auf ihrem neuen Studiostreich „Das Über-Icke“ lassen die Hauptstädter nicht locker. Ganz im Gegenteil. Neben wummernden Club-Nummern wie „Ich Kündige!“ und „Icke“, die mit klarer Klangbildkante sowohl im dunklen Erdgeschoss als auch auf der großen Festivalwiese für Furore sorgen, überraschen Grossstadtgeflüster dieser Tage mit fast schon chansonesken Tracks à la „Da Lang?!“, „Mein Bier“ und „Matrjoschka“.
Herrlich ehrlich präsentiert sich das Trio mal wieder fernab der Norm mit all ihren massenkompatiblen Erwartungen. Statt nach fünf Jahren Studiopause in die Autotunekiste zu greifen und mit überproduziertem Harmoniegedudel in Richtung Chartsspitze zu schielen, machen es sich die Elektro-Punk-Dauerbrenner mit schunkelnden Vibes in Berliner Eckkneipen gemütlich.
Fans der alten ersten Stunde bekommen natürlich auch ihre Ration ab. Songs wie die erhellende Lieblingsmensch-Ode „Huckepack“, die schleppende Entwicklungshymne „Wenn Ich Deine Eltern Wär“ und das mit flackernden Synthies befeuerte „Ketchup“ nehmen jeden Grossstadtgeflüster-Fan mit einem breiten Grinsen im Gesicht an die Hand.
Mit „Das Über-Icke“ melden sich die Berliner eindrucksvoll zurück. Musikalisch und inhaltlich wieder einmal abseits der glattgebügelten Masse tänzelnd, liefern Grossstadtgeflüster nicht nur für eingefleischte Anhänger, sondern auch für Neu- und Quereinsteiger vom ersten bis zum letzten Ton ab.