Jason Lytle, Protagonist von Grandaddy, bezeichnet das neue Album „Blu Wav“ als Snoozefest. Und damit liegt er goldrichtig. Das soll aber nicht heißen, dass es zum Einschlafen ist. Vielmehr ist es die musikgewordene Inkarnation eines Samstagmorgens: Der Wecker schweigt, man darf langsam wach werden und sich währenddessen nochmal im gemütlichen Bett umdrehen, bevor der Schrecken der Welt über einen herfällt.
„Cabin In My Mind“ ist beispielsweise so ein Song, der einen im bestmöglichen Sinn in Watte packt. Am liebsten möchte man seine Koffer sofort packen, im Walzertakt voranschreiten und Grandaddy auf ihrer „long and lonely road“ zu einem friedvolleren Ort folgen.
Aber nicht nur bei diesem Song sorgt die betörende Pedal-Steel-Gitarre, die von Mark Hart eingespielt wurde, für die Extraportion Nostalgie. Auch beispielsweise bei „Ducky Boris And Dart“, das ebenfalls im gemütlich im Walzertakt schunkelt, sorgt sie für den Country-Einschlag.
Von der Betrübtheit der Lyrics – Lytle besingt den Verlust dreier Tiere und spricht so jedem Haustierbesitzer, der diesen Moment für immer fürchtet, mitten aus dem Herz – merkt man musikalisch nicht viel.
Statt die Trauer in überbordenden Mollklängen zu ertränken, lässt Grandaddy mit den Synthies und einer Akustik-Gitarre, die nicht nur wegen des ¾-Takts an Elliot Smiths „Waltz #2“ erinnert, einen dicken Hoffnungsschimmer auf das Leben nach dem Tod am Horizont leuchten.
Aber es geht auf „Blu Wav“ nicht nur nostalgisch zu. Zumindest, wenn man auch die Texte betrachtet. Denn gleich im Opener und Titelsong heißt es: „It’s a new day / Open your eyes and your laptop to the sunrise”.
Das Kunststück, in seinen Textzeilen immer wieder Referenzen zu den aktuellen Lebensrealitäten unterzubringen und so am Puls der Zeit zu sein, gelingt Grandaddy auf Plattenlänge und macht „Blu Wav“ so zugänglich.
Denn, wer sehnt sich heutzutage nicht manchmal nach einem Ort „where I can’t text or accept any calls“, wie es in dem melancholischen „East Yosemite“ heißt.