Chicago lässt einen die Natur spüren, kalt und windig sorgt der Lake Michigan dafür, dass die Metropole nicht umsonst den Beinamen „Windy City“ bekommen hat. Harsche Umgebungen formen den Charakter, so lässt es sich wohl auch erklären, dass Niko Kapetan alias Friko an seinem Traum, Musiker zu werden festgehalten hat und sich von Hinterhofkonzerten in die angesagten Clubs der Stadt spielte.
Mit Drummerin Bailey Minzenberger hat sich die Band in der Chicagoer Szene einen Namen gemacht und möchte mit dem Debütalbum „Where We´ve Been, Where We Go From Here“ auch den Rest der Welt erobern.
Zumindest könnte man sich das denken, denn Friko machen keine Gefangenen. Die Band ist energisch, roh und vor allem ein Sprachrohr.
Dabei würde der Opener „Where We´ve Been“ mit knarzigen Akkorden und verhaltenem Gesang noch eine ruhige Indiepopscheibe versprechen, doch schon am eingängigen Chorus erkennt man, dass Kapetan für größeres bestimmt ist.
Zu wogenden Tempiwechseln, rumpelnden Drums und emotionalen Ausbrüchen am Mikrofon etwa, welche er bei „Crimson To Chrome“ in eine Indie-Rock-Hymne verwandelt.
Später sucht Niko Kapetan mit „Crashing Through“ auf dem Schrottplatz der Verstärkereffekte nach verlorenen Melodien, die über die Hörer *innen unvermittelt hereinbrechen.
Die ganze Band hat eine DIY-Mentalität, was man nicht nur an den Low-Budget-Videos sieht, sondern auch am hemdsärmeligen Instrumentalsound, der einen wilden Rodeoritt auf dem Indie-Rock-Genre veranstaltet.
So sorgt „For Ella“ für balladeske Töne mit Piano und Streicherbegleitung, träumt sich – von Hormonen getrieben – in liebestolle Ausnahmezustände und Sehnsüchte, welche in „Chemical“ einen wilden Cocktail durch den Körper pulsieren lassen. Was für ein Brett.
Es klingt, als hätten Muse und Placebo in einer ekstatischen Nacht zusammen ein Kind gezeugt. Ein dichter Klangteppich breitet sich über den hohen Gesang von Kapetan aus, der von ekstatischem Drumeinsatz zu einem Finale Furioso getrieben wird. Man erwartet, dieses gewaltige Rock-Konstrukt würde zusammenbrechen, aber es trägt sich rumpelnd und knarzend bis zum letzten Takt.
Sägende Sounds verzieren das im Eingängigkeitswalzer tanzende „Statues“, das mit harmonischem Refrain gegen die zerrenden, stromgestützten Instrumente ansingt, während Friko mit „Until I’m With You Again“ Trauerbewältigung mit sanften Tönen betreiben.
„Get Numb To It!“ unterstreicht ihre Livequalitäten. Der Undergroundhit der Chicagoer unterstreicht die Energie mit einem unwiderstehlich eingängigen Refrain, der grölend mit einstimmend den Kopf zum Drumderwisch nicken lässt.
Schade, dass die Band mit dem folgenden „Cardinal“ bereits das Album beendet. „I´ve had better days“, resümiert Kapetan darin zu gewohnt ruhiger Streicheruntermalung und abperlendem Saitenregen.
Seine Stimmung sollte sich bald zum Positiven bessern, denn „Where We´ve Been, Where We´ve Go From Here“ kommt einer Einladung gleich, der weiteren Entwicklung der jungen Chicagoer gespannt zu lauschen.
Friko scheint alles richtig zu machen, was man als junge Band heutzutage richtig machen kann. Mit ihrem Debütalbum haben sie jedenfalls eine Menge frischen Wind, auch außerhalb von Chicago, in den Indie-Rock-Kosmos gebracht.