Gestern fand die 63. Ausgabe des Munich Rocks! Festivals und die fünfte in diesem Jahr im Ampere in München statt. Unterstützt vom Kulturreferat der Stadt München und dem Muffatwerk sowie von MusikBlog als Medienpartner, gibt das lokale Festival seit 2009 Münchner Bands die Möglichkeit zum Live-Auftritt.
Diesmal dabei waren farbfilter., die Sound Of Munich Now 2022 Teilnehmer Miss Mellow sowie die MusikBlog-Newcomer und SZ Band der Woche Fliegende Haie. Zum nahezu pünktlichen Beginn um 20:30 Uhr war das Ampere mit 175 Zuschauer*innen bereits gut gefüllt.
farbfilter., die ihr Bandlogo auf alle Bierdeckeln an der Bar gedruckt hatten, waren mit ihrem Deutsch-Rock auch auf der Bühne sehr präsent. Die aus den Stray Colors hervorgegangene und erst in diesem Jahr gestartete Formation ist „Gekommen um zu Bleiben“ und spielt neben Songs von bereits ihrer übernächsten Platte auch ein Cover von Selig, die sie als ihr großes Vorbild sehen und die just zur gleichen Zeit in der benachbarten Muffathalle spielen.
Danach folgen Miss Mellow mit ihrem Mix aus Klassik-Rock und Psychedelic-Rock. In ihren teilweise sehr langen und teilweise sehr rockigen Songs, waren viele Gitarren und wenig Gesang zu hören, der das Publikum im Saal zum Headbangen und Tanzen brachte. Ihr in diesem Jahr erschienenes, selbstbetiteltes Debütalbum sollte eigentlich gestern auch auf Vinyl veröffentlicht werden, was leider nicht geklappt hat, aber sicher demnächst nachgeholt wird. Auch bei Miss Mellow wird wie schon bei farbfilter. lautstark eine Zugabe gewünscht und gespielt.
Dann folgen Fliegende Haie. Nicht nur die Bühnendekoration mit zwei Neonleuchten bestehend aus jeweils einem Hai und einer Wolke davor, ist erfrischend anders, sondern auch die Musik und besonders ihre Bühnenshow. Kristina Paulini und Jan König, die beiden Mitglieder des Elektro-Hip-Pop-Duos treffen mit ihren Texten, die immer etwas improvisiert wirken, den Nerv der Gen Z.
So erzählen die beiden, wie es zu dem Song bzw. der Traumabewältigung „Shrimps (Auf Pizza)“ kam (Krissi mag sie nicht, weil man davon fettige Finger bekommt), aber auch die ernsteren Hintergründe der Titel „Haidy“ (Heidi Klums Einfluss auf das Schönheitsideal junger Mädchen) oder „Partymaus“ (die Angst junger Mädchen auf dem Nachhauseweg nachts allein). In „Für Immer“ flechtet Krissi eine Gesangseinlage von Bryan Adams‘ „Heaven“, ihrem absoluten Lieblingssong.
Während des ausgelassenen Auftritts verschwindet Jan öfter im Publikum (einmal auch mit neongrüner Pussy-Riot-Maske), es wird mal anmutig getanzt, mal auf der Bühne wild hin- und hergesprungen oder die Boxentürme erklommen. Den letzten Song performen beide dann oberkörperfrei, beide mit neongrünen (der offensichtlichen Lieblingsfarbe der Haie) Nippel Patches. Definitiv einer der derzeit kreativsten und unterhaltsamsten Münchner Acts.