Was ist Heimat? Eine große Frage, für die jeder kluge Kopf der Menschheitsgeschichte wahrscheinlich eine ganz eigene Definition hat. Geht es hier nur um das geografische Zuhause oder spielen ebenso Momente, Menschen und Emotionen hinein?

Für Danny Brown ist klar: Heimat, das ist Detroit, Michigan. Dennoch lebt der 42-jährige Rapper nun neuerdings in Austin, Texas und verbringt dort eine entschleunigte Zeit, um unter anderem seinen Comedy-Podcast „The Danny Brown Show“ zu produzieren.

Dennoch bleibt Browns Herz in Detroit, das wenig überraschend einen prominenten Part in „Quaranta“ spielt. Der Titel des Albums bedeutet „Vierzig“ auf Italienisch und soll der spirituelle Nachfolger von „XXX“ aus 2011 sein, mit dem der Rapper seine Dreißiger einläutete.

Nun ist nicht bekannt, ob das jetzige, siebte Soloalbum und Nachfolger des 2019er „uknowhatimsayin¿“ einfach durch externe Umstände zwei Jahre zu spät kam und nicht punktgenau die 40 begleiten konnte.

Fest steht jedoch, dass Brown hier nun das nächste Kapitel des Älterwerdens verarbeitet und mit seinem Chaos-Rap feststellt, wo im Leben er nun steht.

Vor allem geht es um den persönlichen Tiefpunkt, in dem Brown noch Anfang 2023 steckte und aus dem „Quaranta“ heraus entstand. Seine Drogensucht brachte den Rapper gefährlich nah ans Ende seines Lebens. „This rap shit done saved my life, and fucked it up at the same time“, rappt Brown im Titeltrack.

Dieser gibt sich zum Anfang von „Quaranta“ kühl und unaufgeregt, mit Morricone-esquem Italo-Beat. Schmerz blutet in die Lines, Brown lässt klar durchscheinen, dass er weiß, dass nicht mehr viel fürs ewige Ende gefehlt hat.

Es folgt die Single „Tantor“, die um einiges verstörender ist und mit bizarr angejazztem Instrumental die passende Grundlage für den verschroben ironischen und schrillen Rap bietet. Samples von Darth Vader und The Office machen das Gesamtwerk nur noch umso schräger.

Diese nervöse Rastlosigkeit schlägt sich auch auf dem Rest von „Quaranta“ nieder, das wie der selbstzerstörerische Galgenhumor wirkt, der zum Vorschein kommt, wenn man weiß, dass man ganz unten angekommen ist.

Vertrackte Oldschool-Beats und böse kneifende Lines geben in der ersten Hälfte den Ton an – bis Tracks wie „Down Wit It“ oder „Celibate“ übernehmen, die das Tempo rausnehmen und das humoristische Ablenkungsmanöver aussetzen, um noch einmal schmerzhaft ehrlich zu werden.

Mit „Quaranta“ zeichnet Danny Brown ein düsteres, aber optimistisches Ende seiner erweiterten Dreißiger und gibt sich selbst Denkanstöße fürs Leben. Bleibt nur das Warten auf den nächsten Zwischenstand in acht Jahren – wenn die Fünfziger anklopfen.

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