In Dylan LeBlanc lebt die nostalgische und mit genügend Pathos genährte Country-Musik eines Neil Young im Körper eines Millenials weiter. Das durften wir auch schon in seinem letzten Album „Renegade“ aus dem Jahr 2019 feststellen, dem wir „Road-Trip“ und „Lagerfeuer“-Romantik attestierten.
Das neueste Werk des jungen Musikers tritt erneut eindeutig in tiefe und ausgetretene Fußstapfen früherer Americana-Großmeister, in denen LeBlanc sein Zuhause gefunden hat. Der Titel lässt auch nichts anderes vermuten. Auf „Renegade“, den typisch US-amerikanischen freiheitsliebenden Helden, folgt jetzt mit dem „Coyote“ das Äquivalent aus der Fauna.
LeBlancs Musik zieht es noch immer in die Weiten der Prärie, in den Schoß melancholischer Sternenhimmel und einsamer Stunden auf ikonischen Routen durchs Nichts. So weit so gut. Was Dylan LeBlancs allerdings auch auf „Coyote“ immer noch auszeichnet, ist die Wandelbarkeit, mit der er dieses Lebensgefühl in klangliche Atmosphären verpackt.
Da wäre das erdrückend-romantische „Stranger Things“ und mit „Wicked Kind“ und „Hate“ der Gegenentwurf. Sich verdichtende und aufwühlende Hymnen, die das Lagerfeuer zugunsten einer größeren Bühne austreten, lassen erahnen, wo der Weg für Dylan LeBlanc in der Zukunft hingehen könnte.
Im Großen und Ganzen ist es auf „Coyote“ aber doch die melancholische Stimmung, die die Überhand behält. Neben LeBlancs klagender Erzählerstimme sorgt dafür eine reichhaltige Inszenierung samt Streichern, die sein akustisches Gitarrenspiel begleiten.
LeBlanc vertont die ewige Reise und das ausbleibende Ankommen oder Abschließen mit etwas mit einer derartigen Intensität, dass für uns nur die Frage danach offen bleibt, wie lang dieses Gefühl der Unerfülltheit sich über kommende Alben tragen kann.
Wie ein Knoten, der niemals platzt, aber vielleicht auch nur deshalb so viel Spannung aufbauen kann, dass sich „Coyote“ wie ein schwerer Schleier anfühlt und trotzdem eine Wärme ausstrahlt, die nur der Authentizität eines Dylan LeBlanc entspringen kann.
Zugegeben: Wir hören das Ganze aus einer unkritischen und romantisierenden Perspektive, die dem US-amerikanischen Country ein besonderes Kitsch-Privileg einräumt. Aber irgendwie sind wir auch glücklich, dass hier bisher niemand angefangen hat, zum Beispiel die unendlichen Weiten des flachen Frieslandes derartig zu vertonen (oder wir das deutsche „Koyote“ bisher einfach erfolgreich ausblenden konnten).