Bombay Bicycle Club sind mit ihrem ersten Album nach dem Comeback-Album „Everything Else Has Gone Wrong“ zurück. Den Vorgänger hatte die Band noch 2020 nach einer sechsjährigen Funkstille herausgebracht, nachdem sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere einfach verschwand. Im Gegenatz dazu ist die Rückkehr mit ihrem sechsten Album „My Big Day“ weniger dramatisch und gravierend – und dadurch auch gleich ein Erlebnis anderer Qualitäten.
Möglicherweise liegt es daran, dass die neue Platte lediglich drei Jahre auf sich warten ließ und die Briten in dieser Zeit nicht einfach wieder von der Bildfläche verschwanden. Vielleicht ist es auch der Tatsache geschuldet, dass es diesmal nicht solch ein signifikanter Höhepunkt in der Bandgeschichte ist.
Zu merken ist in „My Big Day“, dass eine Menge des emotionalen Drucks, der mit dem Wiederauftauchen einherging, fürs Erste abgefrühstückt ist. Nun können sich Bombay Bicycle Club etwas entspannter an ihr Werk machen. Der direkte Vergleich zeigt nämlich:
Waren die Londoner zuvor noch um einiges ernster und theatralischer mit komplexeren Instrumentels, lockert „My Big Day“ die Stimmung merklich auf. Es ist mehr Lockerheit in den 11 Songs zu spüren, die zwar immer noch angenehm vielschichtig sind, aber nie zu sehr strapazieren und dafür wie lockere Jams klingen, die einfach Spaß machen.
Zum typischen Indie-Pop gesellt sich eine sonnige Portion Psychedelic hinzu, die wie leicht entschärfte Tame Impala oder Unknown Mortal Orchestra sonnenbrillen-cool vor sich hin mäandert und dem Vergnügen fuzzige Riffs mit Retro-Charme beimengt.
Die gute Laune öffnete ebenfalls die Studiotüren für diverse Gäste, die das Erlebnis ergänzen und sogar verbessern: Da wäre etwa Multiinstrumentalistin Jay Som mit lieblichen Gesangsparts zu sonnengereiftem Akustik-Pop in „Sleepless“ oder Nilüfer Yanya im leicht düsteren Indie-Rocker „Meditate“.
Letzterer erinnert tatsächlich an einen entschleunigten Song der Queens Of The Stone Age mit leichten Stoner-Anleihen und ganz viel Lässigkeit in der Luft. Bombay Bicycle Club klingen auf „My Big Day“ am besten, wenn sie es am wenigsten versuchen.
„Heaven“ mit Damon Albarn höchstpersönlich beginnt ebenfalls entschleunigt und erinnert zuerst an 90s-Boom-Bap-Instrumentals, bis der Track in einen unbeschreiblich reizenden Akustik-Part ausbricht, den Albarn mit zuckersüßem Gesang unterlegt.
Darauf bricht wieder wunderschöner und diesmal doch etwas pompöser Indie-Pop mit Bläsern und engelsgleichen Chören aus. Bombay Bicycle Club entdecken kleine Beatles in sich und akzeptieren den freundlichen Bombast.
„My Big Day“ zu hören ist wie mit guten Freunden einem Sonnenuntergang am See beizuwohnen. Man entspannt, man wird auch mal nachdenklich und zieht möglicherweise einen durch, nur um sich schließlich wieder daran zu erinnern, dass gerade alles gut ist.